Wirtschaftliche Entwicklung und Unfallversicherung: Vom Zusammenhang von Konjunktur und Prävention

Diagramm

Bild vergrößern

Tödliche Arbeitsunfälle je 1.000 Vollarbeiter; graue Linie extrahierte Trendfunktion

Die jüngere Literatur schreibt den nicht-tödlichen Arbeitsunfällen (AU) eher die Eigenschaft zu durch Politikmaßnahmen im weitesten Sinne - worunter natürlich auch Präventions- und Unfallverhütungsmaßnahmen fallen - beeinflussbar zu sein (Boone und van Ours, 2006, S. 1084-1085). Folgt man dieser Argumentation kann der Rückgang der Volatilität der nicht-tödlichen Arbeitsunfälle als ein langfristiger Erfolg der frühen Anstrengungen und Reformen der gesetzlichen Unfallversicherung gesehen werden.

Es konnte in dem Forschungsprojekt gezeigt werden, dass nach der statistisch hoch-signifikanten Schätzung der langfristigen Elastizität für die realen Präventionsausgaben der Unfallversicherungsträger auf das Unfallgeschehen, das heißt für die Periode nach dem 2. Weltkrieg, folgendes gilt: Die realen Gesamtausgaben für Prävention der Unfallversicherungsträger in Höhe von 14,04 Milliarden Euro haben die Zahl der nicht-tödlichen Arbeitsunfälle um etwa 1,57 Millionen Unfälle, die Anzahl der tödlichen Arbeitsunfälle um etwa 106.124 Unfälle reduziert.

Diese Studie zum Zusammenhang von Konjunktur und Prävention hat zusammenfassend drei Hauptergebnisse offengelegt:


Diagramm

Bild vergrößern

Arbeitsunfälle je 1.000 Vollarbeiter; graue Linie extrahierte Trendfunktion

Das vorliegende Forschungsprojekt der DGUV bearbeitet die Frage des Zusammenhangs der konjunkturellen Entwicklung der Volkswirtschaft, der Präventionsausgaben sowie der Entwicklung der tödlichen als auch der meldepflichtigen Arbeitsunfälle in Deutschland.

Seit Ende des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts ist der Verlauf der durch die gesetzlichen Unfallversicherungsträger erfassten Arbeitsunfallzahlen je Tausend Vollarbeiter rasant gefallen. Ab dem Ende des zweiten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts gilt dies auch für die Statistik der tödlichen Arbeitsunfälle. Zeitgleich sind die um Inflationseinflüsse bereinigten Präventionsausgaben seit den 1950er Jahren um das Zwanzigfache angestiegen. Vor dem Hintergrund dieser langfristigen Entwicklung untersucht die vorliegende Studie die konjunkturelle Dynamik des Zusammenhangs von Aufwand und Nutzen der Unfallverhütung auf aggregierter Ebene. Es zeigt sich, dass es sich sowohl beim Unfallgeschehen als auch bei den realen Präventionsausgaben um deutlich prozyklische Variablen handelt, die dem Konjunkturzyklus mit geringer Verzögerung folgen. Ein ausgeprägter negativer Zusammenhang von Arbeitsunfällen und Präventionsausgaben besteht im Abschwung (siehe Abbildungen).


Ansprechperson

Dr. Thomas Kohstall
Institut Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG)
Leiter Abteilung Qualifizierung
Tel.: +49 30 13001-2300