Sitzmemory am Busfahrerarbeitsplatz (IFA Report 3/2012)

Titelseite des IFA Reports 3/2012

Kurzfassung: Fahrer/-innen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind signifikant häufiger von Erkrankungen des Bewegungsapparates (Muskel-Skelett-Erkrankungen, MSE) betroffen als der Bevölkerungsdurchschnitt. Dies gilt für die Anzahl der Fälle und der krankheitsbedingten Fehltage. Zudem sind MSE eine der häufigsten Ursachen für vorzeitige Fahrdienstuntauglichkeit. Die Verringerung der Häufigkeit und Schwere von MSE ist ein Teilziel des Präventionsschwerpunktes „Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Personenbeförderung im ÖPNV“ im Rahmen der branchenübergreifenden Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA).

Auf Initiative der BG BAHNEN wurde im Nachgang zum Projekt „Fahrerarbeitsplatz im Linienbus“ (1996) bereits im Jahr 1999 eine Studie mit einem memorisierten Sitzprototyp des Herstellers Isringhausen (ISRI) durchgeführt. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA, damals BIA – Institut für Arbeitssicherheit) und den Stadtwerken Bonn wurde nachgewiesen, dass eine Speicherung der Sitzposition dem Fahrpersonal das schnelle und richtige Einstellen des Fahrersitzes erleichtert und eine nach ergonomischen Gesichtspunkten optimale Sitzhaltung begünstigt. Die Sitzposition wurde nach ergonomischen Kriterien bewertet mit dem Ergebnis, dass sie sich gegenüber der freien Einstellung signifikant verbessert hatte und damit deutlich weniger gesundheitlich belastend war. Dennoch war eine Verbreitung eines Sitzmemorysystems damals in der betrieblichen Praxis nicht zu realisieren, da die Kosten zu hoch waren. Inzwischen sind die Komponentenpreise wesentlich günstiger, sodass 2012 ein weiteres Projekt mit dem Titel „Erprobung eines Fahrersitzmemorys im Linienbus“ zur Implementierung des Sitzmemorys in der betrieblichen Praxis auf Initiative der VBG-Branche ÖPNV/Bahnen gestartet wurde.

Neben der Sitzhaltung ist bei Fahrerarbeitsplätzen die Schwingungsbelastung ein Faktor, der für das Entstehen von MSE verantwortlich sein kann (multifaktorielle Belastung). Hier spielt das Feder-Dämpfer-System des Sitzes eine zentrale Rolle. Mit diesem Report liegt eine Zusammenfassung der Ergebnisse der beiden o. g. Projekte zum Sitzmemory am Busfahrerarbeitsplatz vor. Eine Untersuchung zum Dämpfungsverhalten des Fahrersitzes mit Memoryfunktion ergänzt den Report.


Demonstration der Fahrersitzeinstellung im Linienbus

Logo: Person auf dem Fahrersitz

Bibliografische Angaben

Brütting, M.; Böser, C.; Knipfer, C.; Ellegast, R.P.: Sitzmemory am Busfahrerarbeitsplatz (IFA Report 3/2012).
Hrsg.: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), Berlin 2012.
ISBN: 978-3-86423-046-2