Inhalative Heroinexposition in Drogenkonsumräumen

Projekt-Nr. IFA 2114

Status:

abgeschlossen 08/2025

Zielsetzung:

In Drogenkonsumräumen wird rauschmittelabhängigen Personen die Möglichkeit gegeben, Betäubungsmittel (z. B. Heroin, Kokain oder Amphetamine) in einem sicheren Umfeld unter der Aufsicht von medizinisch geschultem Personal zu konsumieren. Durch die Bereitstellung von sauberen Konsumutensilien, der Gewährleistung einer notfallmedizinischen Versorgung sowie weitergehenden sozialen Angeboten wird ein wichtiger Beitrag zum Schutz der abhängigen Personen geleistet. In den letzten Jahren hat ein deutlicher Wechsel des Konsumverhaltens von Heroinabhängigen von der Injektion hin zur inhalativen Aufnahme stattgefunden. Entsprechend registrieren auch Drogenkonsumräume einen deutlichen Anstieg der Anzahl inhalativer Heroinkonsumvorgänge. Beim inhalativen Konsum wird Heroin typischerweise auf Alufolie erhitzt und die Dämpfe anschließend mithilfe eines Röhrchens eingeatmet. Dabei entstehen nicht unerhebliche Mengen an Rauch, die nicht inhaliert werden, sondern in die Umgebungsluft übergehen. Je nach baulicher Gestaltung und Lüftungskonzept kann das Personal dauerhaft oder temporär einer Passivrauchexposition ausgesetzt sein. Ziel des Projekts war die Entwicklung und Anwendung eines Verfahrens zur Messung der Heroinkonzentration in der Raumluft, um die Exposition der Mitarbeitenden in unterschiedlichen Konsumraumbereichen systematisch zu erfassen und zu bewerten. Durch die zusätzliche Erhebung von Lüftungsdaten in den Einrichtungen konnten auf Grundlage der kombinierten Daten aus dem Projekt grundlegende Empfehlungen zur Verringerung der Exposition an die Konsumräume weitergegeben werden.

Aktivitäten/Methoden:

Zur Entwicklung des Messverfahrens für Heroin aus Raumluft konnte die Rechtsmedizin in Düsseldorf als Kooperationspartner gewonnen werden. In Zusammenarbeit mit dem IFA wurden bei der Rechtsmedizin Düsseldorf Versuche zur Probenahme für Heroin und die Anpassung der Analytik an die Anforderungen von Luftmessungen durchgeführt. Das daraus entwickelte Verfahren ist für betriebliche Expositionsmessungen in Drogenkonsumräumen einsetzbar und wurde im Projekt praxisnah erprobt. Nach Kontaktaufnahme durch die BGW haben mehrere Drogenkonsumräume in Nordrhein-Westfalen einer Besichtigung und Messung in ihren Räumlichkeiten zugestimmt. In enger Abstimmung zwischen den Einrichtungsleitungen, der BGW und dem IFA wurde eine standardisierte Strategie zur Probenahme in den Konsumräumen erarbeitet. Insgesamt wurden sechs Drogenkonsumräume für stationäre sowie personengetragene Messungen besucht. Dabei wurden je nach örtlichen Gegebenheiten 8-12 individuelle Messungen in verschiedenen Bereichen der Konsumräume durchgeführt. Für die Messung der Lüftungsdaten in den Konsumräumen wurde das IFA vor Ort von der BGW unterstützt. Durch das erhebliche Interesse der Einrichtungen konnte die Anzahl der Messungen gegenüber der anfänglichen Planung erhöht werden, zum Teil wurden die Konsumräume mehrfach für Messungen besucht.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse der betrieblichen Messungen wurden kontinuierlich über die Projektlaufzeit ausgewertet. Erwartungsgemäß wurden die höchsten Heroinkonzentrationen in der Raumluft direkt im Raucherbereich der Konsumräume gemessen. Hier lagen die Messwerte für Heroin im Mittel bei 16 µg/m3 sowie bei über zwei Stunden gemessenen Höchstwerten von 28 µg/m3. In angrenzenden Bereichen, in denen sich auch die Beschäftigten der Drogenkonsumräume dauerhaft aufhalten, lagen die Heroinkonzentrationen im Mittel unter 1 µg/m3, größtenteils auch deutlich niedriger. Einzelne Messungen von Konzentrationen in der Größenordnung von 2 bis 3 µg/m3 konnten auf eine fehlerhafte Luftführung zurückgeführt und vom Betreiber behoben werden. Zwischenergebnisse zur Exposition von Beschäftigten in individuellen Drogenkonsumräumen wurden im Verlauf des Projekts im Rahmen von Empfehlungen zur Verringerung der Exposition bereits direkt über die BGW an die Konsumräume kommuniziert. Hierbei wurden Vorschläge erarbeitet, durch welche die Exposition durch organisatorische und technische Maßnahmen weiter verringert werden könnte. Der Fokus lag hierbei auf einer Reduzierung der Aufenthaltszeit des Personals in den stark belasteten Raucherräumen und auf einer Optimierung der Lüftungssteuerung mit dem Ziel, belastete Luft aus den Raucherbereichen effektiv zu erfassen und Verschleppung in die angrenzenden Bereiche zu minimieren.

Stand:

25.11.2025

Projekt

Gefördert durch:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
  • Rechtsmedizin Düsseldorf
Branche(n):

Gesundheitswesen

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Gefahrstoffe

Schlagworte:

Analyseverfahren, Messverfahren, Chemische Arbeitsstoffe

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Drogenkonsum, inhalative Exposition, Heroin

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