Erkennbarkeit von Warnkleidung

Projekt-Nr. FF-FP 0328

Status:

abgeschlossen 06/2013

Zielsetzung:

Einschlägige Studien zur Auffälligkeit von Warnkleidung konnten wiederholt zeigen, dass sich die Auffälligkeit schwächerer Verkehrsteilnehmer durch das Tragen selbiger erhöht. Allerdings wurde dies bislang meist mit Probanden untersucht, die wussten, nach welchen Zielreizen sie suchen sollen. Im realen Straßenverkehr treten Situationen, in denen Warnkleidung zur Sicherheit ihrer Träger beitragen soll, jedoch häufig für andere Verkehrsteilnehmer völlig unerwartet ein. Daher wurden hier die Blickbewegungen von hinsichtlich des Untersuchungszweckes naiven Fahrern analysiert.

Aktivitäten/Methoden:

Siebenundzwanzig Probanden im Alter von 20 bis 73 Jahren wurden an drei Punkten (Hauptverkehrsstraße, Anwohnerstraße, unbeleuchteter Außerortsabschnitt) insgesamt sechs verschiedene Kleidungsvarianten präsentiert. Neben vollständig schwarzer Kleidung wurden ein Langarmhemd mit Reflektormotiv auf der Brust, eine Jacke mit Konturmarkierung an Armen und Torso, eine Weste aus vollflächig retroreflektierendem Garn, eine Warnweste nach DIN EN 471 und eine baugleiche Weste ohne Retroreflektorstreifen verwendet. Bei einer zweiten Versuchsfahrt waren die Probanden instruiert, auf den betreffenden Streckenabschnitten jeden Fußgänger anzuzeigen. Hierdurch war es möglich, die in der ersten Fahrt mit unvorbereiteten Versuchspersonen erhobene Detektionsentfernung der Erkennung als Fußgänger gegenüberzustellen. Einige der Fahrten wurden bei Regen durchgeführt, um die Praxisrelevanz der Untersuchung zu erhöhen.

Ergebnisse:

Die Auffälligkeit der Sehobjekte konnte nur durch großflächige Markierungen (Jacke mit Konturstreifen, Warnweste nach DIN EN 471, vollflächig reflektierende Spezialgarnweste) signifikant verbessert werden. Dagegen reicht eine verhältnismäßig kleine Fläche (Reflektormotiv) oder eine lediglich fluoreszierende Weste nicht aus, um einen nennenswerten Effekt gegenüber schwarzer Kleidung zu erzielen. Zudem hat selbst eine großflächige Markierung des Sehobjektes (auch mittels Fluoreszenz) nur einen eingeschränkt statistisch signifikanten Vorteil bei der Erkennung als Fußgänger, während das Reflektormotiv auf dem Level von rein schwarzer Kleidung rangiert. Die Unterschiede zwischen den Kleidungsvarianten gehen dabei ausschließlich auf die Darbietungen auf dem unbeleuchteten Streckenabschnitt zurück. In den beleuchteten Innerortsbereichen erbrachten Retroreflektoren – ungeachtet von Form und Größe – keinerlei signifikante Vorteile für die Detektion und Erkennung von Fußgängern. Niederschlag scheint wider Erwarten keinen Einfluss auf die Detektion von Retroreflektoren zu haben, doch ist dies wegen des geringen Teilstichprobenumfangs nicht hinreichend gesichert. Die Ergebnisse der Studie lassen befürchten, dass sich gerade Träger von Freizeitkleidung mit eher spärlicher Reflektorbestückung in trügerischer Sicherheit wiegen. Auch wenn Retroreflektoren auf beleuchteten Innerortsstrecken keine messbaren Vorteile für den Träger erbrachten, kann hieraus nicht gefolgert werden, im urbanen Raum seien derartige Erkennungshilfen unnötig, da bereits eine geringfügige Verschlechterung der Beleuchtungssituation dramatische Folgen haben könnte. Daher ist eine generelle Empfehlung zur Nutzung von Retroreflektoren aufrecht zu erhalten. Allerdings stellt sich die Frage, wie mittels geeigneter Reflektorkonfigurationen nicht nur die Auffälligkeit schwächerer Verkehrsteilnehmer erhöht, sondern auch deren Identifikation gefördert werden kann. Daher sollten Effekte der Anordnung des Warnnmaterials weiter untersucht werden.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Technische Universität Berlin, Fachgebiet Lichttechnik
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Mechanische Gefährdungen

Schlagworte:

Prävention, Transport und Verkehr, Verkehrsunfälle

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Warnkleidung, Reflektion, Strassenverkehr, Fahrzeugführer, Blickbewegungsmessung