Strukturqualität und Gesundheit der ErzieherInnen in Kindertageseinrichtungen

Projekt-Nr. FF-FP 0318

Status:

abgeschlossen 12/2012

Zielsetzung:

Das Forschungsprojekt "STEGE - Strukturqualität und Erzieherinnengesundheit in Kindertageseinrichtungen" untersucht erstmals empirisch Zusammenhänge zwischen Merkmalen der Strukturqualität, der Wahrnehmung von Belastungen und Ressourcen sowie positiven als auch negativen Beanspruchungsfolgen. Es setzt sich aus einem quantitativen Forschungsstrang, in dem 2.744 pädagogische Fach- und Leitungskräfte aus 809 Einrichtungen in einer für die Kita-Trägerstruktur Nordrhein-Westfalens repräsentativen Stichprobe schriftlich befragt wurden und einem qualitativen Forschungsstrang aus 14 problemzentrierten Interviews mit Erzieherinnen zusammen. Ziele: 1. Erhebung der Zusammenhänge von differenzierten Merkmalen der Strukturqualität, gesundheitlicher Belastungen und Ressourcen von ErzieherInnen, Erfassung (Analyse) der positiven wie negativen Beanspruchungsfolgen unter Berücksichtigung intervenierender Variablen auf individueller, organisatorischer und gesellschaftlicher Ebene 2. Benennung von Eckpunkten für die Konzeption eines betrieblichen Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagement (Intervention). Entsprechend der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) wird damit ein Beitrag zur Erhaltung und Stärkung der Arbeitsfähigkeit von pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen geleistet.

Aktivitäten/Methoden:

Den methodischen Zugang für das erste Ziel bildet die Verbindung zwischen einer standardisierten schriftlichen Befragung und vertiefenden qualitativen Interviews. Die Stichprobenziehung erfolgt auf der Grundlage der Grundgesamtheit aller bei der Unfallkasse NRW versicherten Einrichtungen. Innerhalb einer gezogenen Einrichtung werden mindestens 50 % der pädagogischen Fachkräfte befragt. Die Bearbeitung vom zweiten Ziel kann erst nach Vorliegen der Ergebnisse der quantitativen Erhebungen zu Ziel 1 durchgeführt werden. Im Mittelpunkt stehen hier Eckpunkte für die Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren.

Ergebnisse:

Die Studie belegt den belasteten Gesundheitszustand von pädagogischen Fach- und Leitungskräften und zeigt auf, dass strukturelle Rahmenbedingen in hohem Ausmaß im Zusammenhang mit der Arbeitsfähigkeit der pädagogischen Fach- und Leitungskräfte stehen: je schlechter die strukturellen Rahmenbedingungen sind, desto schlechter ist die Arbeitsfähigkeit der Fach- und Leitungskräfte. Das Risiko für eine eingeschränkte Arbeitsfähigkeit ist für Fachkräfte mit schlechten strukturellen Rahmenbedingungen um das zweifache und für Leitungskräfte mit schlechten Rahmenbedingungen um das zweieinhalbfache im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen mit guten Rahmenbedingungen erhöht. Erzieherinnen weisen im Vergleich zu gleichaltrigen Frauen mit gleicher Bildung in der deutschen Bevölkerung (Robert Koch-Institut, 2012b) eine deutlich schlechtere subjektive Gesundheit auf und sind häufiger dauerhaft in ihrem Alltag aufgrund gesundheitlicher Probleme eingeschränkt. Als häufigste Erkrankungen zeichnen sich Muskel-Skelett-Erkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, neurologische Erkrankungen sowie psychische Beeinträchtigungen ab. Besondere Beanspruchungen sind vor allem unzureichende strukturelle Rahmenbedingungen, wie eine schlechte finanzielle und räumliche Ausstattung, schlechte ergonomische Arbeitsbedingungen, chronischer Zeitdruck, ständig steigende Arbeitsanforderungen, Belastung durch Lärm, zu geringe Bezahlung, geringe Aufstiegsmöglichkeiten, geringe gesellschaftliche Reputation und körperlich anstrengende Arbeit. Hinzu kommen persönliche Faktoren wie Risikomuster A (= überhöhtes Arbeitsengagement) und Risikomuster B (= Burnout) der arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster sowie eine hohe private Belastung. Als Schutzfaktoren kristallisieren sich z.B. ein gutes Teamklima, ein hoher Handlungsspielraum, viel Bewegung auf der Arbeit, ein hohes Ausmaß an beruflicher Gratifikation wie Bezahlung, Arbeitsplatzsicherheit und Anerkennung heraus. Hinzu kommen persönliche Faktoren wie soziale Unterstützung, häufiger und regelmäßiger Sport in der Freizeit, Nichtrauchen, Normalgewicht und Muster G (= gesundheitsförderliches Verhältnis gegenüber der Arbeit) und Muster S (= Schonung) bei den arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern. Auf der erhobenen Datenbasis können Entscheidungen der Unfallkasse über gesundheitsfördernde Maßnahmen empirisch begründet getroffen werden. Aus den erhobenen Daten lassen sich zielgruppenspezifische Präventionsmaßnahmen arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren und Erkrankungen ableiten, eine Verringerung der Unfallzahlen kann ermöglicht werden (z.B. durch die Umsetzung eines besseren Personalschlüssels) und die Verbesserung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit der pädagogischen Fachkräfte wird möglich. Das Projekt trägt - in Anlehnung an die Ziele der GDA - zur Erhaltung und Stärkung der Beschäftigungsfähigkeit und zur Unterstützung allgemeiner Gesundheitsziele bei. Ansatzpunkte für ein Betriebliches Gesundheitsmanagement begreifen das Setting Kindertageseinrichtungen als Gesunde Organisation, die sich kontinuierlich weiterentwickelt und sowohl verhältnis- als auch verhaltensorientiert gesundheitsfördernd aktiv ist. Als konkrete Interventionsebenen sind auf einer ersten Ebene "Politik und Gesellschaft" und auf einer zweiten Ebene die "Kita-Träger" angesprochen, die dritte Ebene richtet sich an die "Kita-Leitung" und die vierte Ebene an die "pädagogische Fachkraft". Für die einzelnen Ebenen werden Themen und einzelne Ansatzpunkte identifiziert und Ziele formuliert.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Unfallkasse NRW
  • Alice Salomon Hochschule Berlin
Branche(n):

Dienstleistungen

Gefährdungsart(en):

Gefährdungsübergreifende Fragestellungen

Schlagworte:

Arbeitsschutzmanagement, Gesundheitsförderung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Strukturqualität, ErzieherInnengesundheit, Kindertageseinrichtungen