Ein Chemikalienschutzhandschuh kann nur so lange Schutz gegen einen Gefahrstoff bieten, bis dieser die Handschuhmembran durchdringt. Dieses Durchdringen auf molekularer Ebene bezeichnet man als Permeation. Dabei werden folgende Schritte durchlaufen:
1. Adsorption
Die Chemikalie lagert sich auf der Oberfläche an. Dies kann aus der Gasphase geschehen oder bei direktem Kontakt mit der flüssigen bzw. festen Chemikalie.
2. Absorption
Es kommt zur Aufnahme des Stoffes in das Handschuhmaterial.
3. Diffusion
Hier beginnt die Durchdringung des Materials auf molekularer Ebene. Als Triebkraft wirkt das Konzentrationsgefälle von der Handschuhaußenseite hin zur -innenseite.
4. Desorption
Nachdem die Moleküle die Handschuhinnenseite erreicht haben, diffundieren sie wieder von der Oberfläche weg.
Die Permeationsmessung eines Stoffs durch ein Handschuhmaterial liefert Aussagen über die Beständigkeit eines Handschuhs gegen die verwendete Chemikalie. Dazu wird nach DIN EN 16523-1 ein Stück aus der Handinnenfläche des Handschuhs ausgeschnitten, in eine Messzelle aufgespannt und anschließend einseitig mit der Prüfsubstanz beaufschlagt (siehe Abbildungen). Auf der Rückseite zeichnet in einem abgeschlossenen Bereich ein geeigneter Detektor die Konzentration des Stoffs zeitlich auf (siehe Video (MP4, 381 kB) ).
Sobald ein Fluss von 1 µg ∙ cm-2 ∙ min-1 festgestellt wird, spricht man laut Norm vom Durchbruch der Chemikalie. Durch Ermittlung der Zeitspanne von Beginn der Messung bis zum Erreichen des Durchbruchs wird die maximale Tragedauer eines Handschuhs im Labor bestimmt.
In der Praxis können jedoch weitere Faktoren die Tragedauer erheblich verkürzen. So hat die Temperatur maßgeblichen Einfluss auf die Permeation. Nach Norm wird die Permeation bei einer Temperatur von 23 ± 1 °C gemessen. IFA Untersuchungen mit einer Wärmebildkamera haben jedoch gezeigt, dass sich auf der Handschuhoberfläche nach kurzer Tragedauer eine Temperatur von 33 °C einstellt. Diese Temperaturerhöhung um 10 °C führt dazu, dass sich die Tragedauern bis auf ein Viertel der im Labor gemessenen Werte verkürzen können. Weiterhin spielt die Dicke des Handschuhmaterials eine Rolle: Als Faustregel gilt, dass eine Verdopplung der Materialdicke zu einer Vervierfachung der Permeationszeit führt.
Um Permeationsmessungen einfach durchführen zu können, hat das IFA das Gerät Permobil entwickelt. Es eignet sich vor allem für eine einfache und schnelle Messung von Durchbruchszeiten sowie für Hersteller zur Qualitätskontrolle.
Polanz, O.; Paszkiewicz, P.: Praxisnahe Auswahl von Chemikalien-Schutzhandschuhen – ein neuer Ansatz (PDF, 456 kB, nicht barrierefrei) . Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft 63 (2003) Nr. 10, S. 410-412