Evaluation des ICF-orientierten Rehabilitationskonzepts für thermische Verletzungen

Projekt-Nr. FF-FR 0268

Status:

abgeschlossen 06/2022

Zielsetzung:

Eine Brandverletzung kann schwerwiegende Folgen für alle Lebensbereiche eines Betroffenen haben. Die Verbesserung der Möglichkeiten zur Teilhabe ist Kernthema der Rehabilitation, die zunehmend mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt. Trotzdem existieren bis dato keine Studien, in denen ein verbrennungsspezifisches Rehabilitationsprogramm umfassend evaluiert wird. Daher wurde die Etablierung einer Verbrennungsrehabilitation erstmals an einer berufsgenossenschaftlichen Einrichtung zum Anlass genommen, um eine solche Evaluation vorzunehmen. Dies auch mit dem Ziel, im Anschluss an die Studie ein evaluiertes und standardisiertes Behandlungsprogramm anderen Kliniken bereitstellen zu können.

Aktivitäten/Methoden:

Bei der Studie handelt es sich um ein prospektives Kohortendesign, das multizentrisch an zwei Kliniken (BG Klinik Ludwigshafen, Moritz Klinik) durchgeführt wurde. Eingeschlossen wurden n = 103 gesetzlich unfallversicherte Patientinnen (n = 4) und Patienten (n = 99) nach thermischer Verletzung. Der Altersdurchschnitt lag bei 44 Jahren (IQR 35-56) und das Ausmaß der verbrannten Körperoberfläche (VKOF) bei 14,55 % (IQR 5,75-25). Die Auswahl der Messinstrumente erfolgte in Anlehnung an die Bereiche der International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF). Als Hauptzielvariable der Domäne Körperfunktion wurde die gesundheitsbezogene körperliche Lebenszufriedenheit des Short Form Health Survey SF-36 erhoben. Zusätzlich wurden objektive Werte, wie z. B. Fitnesstest, Bewegungsausmaß, Kraftgrade erhoben. Für den Bereich Teilhabe wurde als Hauptzielvariable die gesundheitsbezogene psychische Lebenszufriedenheit des SF-36 erhoben und weitere Maße wie die Rückkehr zum Arbeitsplatz. Im Bereich Kontextfaktoren wurden als Hauptzielvariable die Skala Affekt und Beziehung des Burn Specific Health Scale-Brief (BSHS-B) erhoben und als sekundäre Outcomes die wahrgenommene soziale Unterstützung (Fragebogen zur sozialen Unterstützung F-SozU), die allgemeine (Symptom Checklist SCL-90-R) und die posttraumatische psychische Belastung (Impact of Event Scale-Revised IES-R). Die Untersuchungen erfolgten zu Beginn und am Ende der Rehabilitation sowie nach drei und zwölf Monaten. Der Effekt der Rehabilitation wird im Prä-Post-Vergleich überprüft und der Effekt der neu etablierten Rehabilitation (BG Klinik Ludwigshafen) auf Nicht-Unterlegenheit mit der schon lange bestehenden Rehabilitation (Moritz Klinik) geprüft. Die Analyse des Rehabilitationsprozesses wird anhand der individuellen Reha-Ziele, des Grades der Zielerreichung, der Häufigkeit von Zieländerungen und der Zufriedenheit mit der Behandlung durchgeführt.

Ergebnisse:

Im Prä-Post-Vergleich zeigt sich ein guter und nachhaltiger Effekt der Rehabilitation an beiden Kliniken. Im Bereich Körperfunktion haben sich sowohl die subjektive Einschätzung der gesundheitsbezogenen körperlichen Lebensqualität (SF-36, p < 0,000) als auch die objektiven Messwerte, z. B. Handkraft, Bewegungsausmaß, Kraftwerte nach der Rehabilitation deutlich verbessert. Auch die psychische Belastung ist am Ende der Rehabilitation etwas reduziert (SF-36 psychische Summenskala), dies bleibt allerdings im Langzeitverlauf nicht bestehen (p = 0,204). Bei der sozialen Teilhabe zeigt sich eine signifikante Verbesserung auf der Skala Affekt und Beziehungen des BSHS-B (p = 0,013). Bezüglich der beruflichen Teilhabe sind nach einem Jahr 73,6 % der Stichprobe wieder voll arbeitsfähig und weitere 10,3 % in Belastungserprobung. Mit der Behandlung in der Rehabilitation sind die Erkrankten hoch zufrieden. Den Reha-Zielen sehen sie sich am Ende der Rehabilitation deutlich näher gekommen oder haben diese vollständig erreicht. Bezüglich der Zuordnung zu den ICF-Bereichen betreffen die Ziele der Erkrankten zu 66,8 % die Domäne Körperfunktion und zu 33,2 % die Domäne Aktivität und Partizipation.

Fazit: Mit der vorliegenden Studie wird wissenschaftlich der positive und nachhaltige Effekt des untersuchten spezifischen Rehabilitationskonzepts für Brandverletzte nachgewiesen, welches in dieser Form auch anderen Kliniken zur Verfügung gestellt werden kann.

Stand:

05.01.2023

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • BG Klinik Ludwigshafen
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

ICF, Rehabilitationskonzept, thermische Verletzungen