Stoffsubstitution als Präventionsansatz beruflich bedingter Hauterkrankungen, Netzwerk "Kontaktallergien durch Berufsstoffe (KAB-Netzwerk)"

Projekt-Nr. FF-FP 0272

Status:

abgeschlossen 05/2011

Zielsetzung:

Ein möglicher Ansatz zur Prävention des beruflich bedingten allergischen Kontaktekzems ist die Substitution sensibilisierender Stoffe. Voraussetzung dafür ist das Erkennen der Auslöser, also eine aussagekräftige allergologische Diagnostik. Die Routinediagnostik erstreckt sich auf standardisierte Testreihen, die das aktuelle Spektrum beruflicher Allergene nicht annähernd repräsentieren. Daher ist eine Epikutantestung mit den am Arbeitsplatz kontaktierten Produkten und deren Inhaltsstoffen unabdingbar. Sie unterbleibt jedoch oft, weil den Ärzten hierfür Zeit und spezielle Kenntnisse fehlen.

Aktivitäten/Methoden:

Das Netzwerk "Kontaktallergien durch Berufsstoffe" (KAB-Netzwerk) bot anfragenden Ärzten Hilfe bei der Beschaffung von Informationen zu den Produkten und von Rohstoffen für die Allergietestung, und gab Hinweise zu geeigneten Testkonzentrationen und Vehikeln.

Während der Laufzeit des Projektes (01.04.2008 – 31.05.2011) wurden nach entsprechender Vorbereitung Anfragen zu 255 Patienten aus 98 verschiedenen Berufen bearbeitet. 1.380 beruflich verwendete Produkte und 1.788 Inhaltsstoffe wurden allergologisch dahingehend bewertet, ob und ggf. wie sie epikutan getestet werden sollen. Bei 352 Produkten und 557 Inhaltsstoffen wurde aus verschiedenen Gründen von einer Testung abgeraten; insgesamt wurden 2.607 unterschiedliche Testempfehlungen für 2.259 Produkte und Inhaltsstoffe ausgesprochen. Nur 7 % dieser Empfehlungen waren durch standardisierte Testsubstanzen abgedeckt, 93 % waren individuell für den jeweiligen Patienten herzustellende Testzubereitungen.

Bei Projektende lagen Testergebnisse von 169 Patienten vor, wobei nur in 19 Fällen die KAB-Testempfehlung vollständig umgesetzt wurde. Inhaltsstoffe beruflich verwendeter Produkte, für die es keine standardisierte Testsubstanz gibt, wurden bei 98 Patienten getestet. Insgesamt wurden nur 28 % der empfohlenen Testungen durchgeführt.

Entsprechend der hauptsächlichen Klientel der aktiv am Projekt beteiligten Kliniken und Berufsgenossenschaften betrafen viele Anfragen Epoxidharz-Produkte, Dentalmaterialien, Lacke und Desinfektionsmittel. Die Kooperativität der Hersteller der Berufsstoffe war sehr unterschiedlich und insgesamt eher unbefriedigend.

Ergebnisse:

Bei 17 von 98 entsprechend getesteten Patienten (17 %) wurden allergische Reaktionen auf Inhaltsstoffe der beruflich verwendeten Produkte beobachtet, die nicht als Testsubstanzen kommerziell erhältlich sind. Insgesamt handelte es sich um 21 positive Reaktionen bei 432 Testungen (5 %). Diese Sensibilisierungen wären bei ausschließlicher Routinediagnostik unentdeckt geblieben. Unter anderem kam es im Bereich der Flächen- und Instrumentendesinfektionsmittel zu Reaktionen auf Didecyldimonium chloride (CAS Nr. 7173-51-5), Laurylamine dipropylenediamine (CAS Nr. 2372- 82-9), Cocospropylenediamine-1,5-bis-guanidiniumdiacetate (CAS Nr. 85681-60-3), 1-Decanaminium, N-decyl-N-(2-hydroxyethyl)-N-methyl-, propanoate (salt) (CAS Nr. 107879-22-1) und N-Dodecylpropane- 1,3-diamine (CAS Nr. 5538-95-4). Unter den Inhaltsstoffen von Epoxidharz-Produkten ergab sich eine Reaktion auf 2,4,6-Tris(dimethylaminomethyl)phenol (CAS Nr. 90-72-2), und bei den Kühlschmierstoffen unter anderem auf (Ethylenedioxy)dimethanol (CAS Nr. 3586-55-8). Die im Rahmen des Forschungsvorhabens erarbeiteten Testempfehlungen für die Epikutantestung von Inhaltsstoffen beruflich verwendeter Produkte wurden den UV-Trägern für die weitere Nutzung in Form einer Excel-Mappe zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um 1.218 Empfehlungen für 956 verschiedene Substanzen. Außerdem wurden in dieser Excel-Mappe diejenigen Substanzen zusammengestellt, die im Rahmen von Anfragen an die KAB-Zentrale als Inhaltsstoffe von beruflich verwendeten Produkten genannt wurden, deren Testung jedoch nicht empfohlen wurde.

Stand:

31.10.2014

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • IVDK Univ.-Hautklinik Göttingen
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Gefahrstoffe

Schlagworte:

Prävention

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Stoffsubstitution, Hauterkrankungen, Kontaktallergien, Berufsstoffe, Epikutantest