Einfluss der langfristigen Aufrechterhaltung der körperlichen Aktivität auf die psychische Gesundheit von Patienten mit berufsbedingten Lungen- und Atemwegserkrankungen nach stationärem Heilverfahren in der BG-Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein

Projekt-Nr. FF-FB 0227

Status:

abgeschlossen 03/2019

Zielsetzung:

Die Aufrechterhaltung der körperlichen Aktivität (KA) ist bei Patient*innen mit chronischen Atemwegserkrankungen bedeutend für ein nachhaltiges Krankheitsmanagement. In Zusammenarbeit mit der BG-Klinik für Berufskrankheiten in Falkenstein wurde eine verhaltensorientierte Bewegungsintervention ergänzend zum standardisierten Rehabilitationsprogramm entwickelt, die eine langfristige Veränderung des bewegungsbezogenen Gesundheitsverhaltens der Patient*innen avisiert. Diese Intervention basiert auf verschiedenen Ansätzen zur Verhaltensänderung. Neben motivationalen Strategien (Entwicklung von Zielintentionen, Stärkung der positiven Konsequenzerwartungen) kommen auch volitionale Strategien (Entwicklung von Handlungs- und Bewältigungsplanung) zum Einsatz. Die vorliegende Untersuchung überprüft die Effekte der Intervention bzgl. Aufrechterhaltung der KA, Veränderung physischer und psychosozialer Determinanten sowie psychischer Gesundheit und Lebensqualität.

Aktivitäten/Methoden:

Die Effekte der verhaltensorientierten Bewegungsintervention in Verbindung mit der stationären Rehabilitation wurden in einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT) untersucht, bei der die Teilnehmer*innen zu Beginn des Heilverfahrens in eine Interventionsgruppe (IG) und eine Kontrollgruppe (KG) randomisiert wurden. Die KA wurde auf Basis objektiv (ActigraphGT3x+®) und subjektiv erhobener Daten (Fragebögen) analysiert. Verhaltensorientierte Determinanten (z. B. Selbstwirksamkeit, Barrierenmanagement, Handlungsplanung) sowie Konstrukte zur psychischen Gesundheit (Angst, Depression) und Lebensqualität wurden mittels Fragebogen erfasst. Alle Daten wurden vier Wochen vor Beginn sowie zwei, sechs und zwölf Monate nach der Rehabilitation erfasst. Die IG (n = 93) erhielt zusätzlich zur standardisierten Rehabilitation die verhaltensorientierte Bewegungsintervention über neun Einheiten. Die KG (n = 101) nahm vier Wochen an der Standardrehabilitation teil.

Ergebnisse:

Bei der Prüfung der Effekte mittels ANOVA mit Messwiederholungen zeigen sich überwiegend Zeiteffekte für die Änderung der KA, der physischen und psychosozialen Determinanten, die psychische Gesundheit sowie die Lebensqualität. Insgesamt sind wenige Interaktionseffekte zu finden. Grundlegend bestehen kleine bis moderate Effekte, die aufgrund des Alters (MW = 69,1 Jahre) der Patient*innen und des progredienten Krankheitsverlaufs als praktisch bedeutsam zu beurteilen sind. Beide Gruppen zeigen graphische Veränderungen in der KA und Inaktivität, aber ohne statistische Relevanz laut der objektiven Parameter. Anhand der subjektiven Parameter ist eine deutliche Steigerung von Kraft- und Ausdauertraining über die Zeit (IG +90 Min.; KG +60 Min.) mit Interventionseffekt zu erkennen. Des Weiteren konnte eine Steigerung der Teilnahme in einer Lungensportgruppe innerhalb der IG durch eine Empfehlung im Rahmen der Intervention erzielt werden. Die Ergebnisse zu den Determinanten der Verhaltensänderung und der psychischen Gesundheit weisen auf Effekte in beiden Gruppen hin, unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit. Beide Studiengruppen zeigen eine Verbesserung in den meisten Merkmalen, wobei die IG eine stärkere Tendenz zur Aufrechterhaltung aufweist. Generell kommt es zu einer Verbesserung der aktivitätsbezogenen Selbstwirksamkeit sowie der Handlungs- und Bewältigungsplanung. Für andere Determinanten wie Konsequenzerwartung oder krankheitsbezogene Lebensqualität konnten kurzfristige Veränderungen nachgewiesen werden. Die Entwicklung der verhaltensorientierten Bewegungsintervention einschließlich Trainermanual, Arbeitsheft für Teilnehmende und unterstützende Materialien im Rahmen des Forschungsprojektes wurde erfolgreich umgesetzt. Die Intervention wurde in den Klinikalltag integriert und von den Teilnehmer*innen sehr gut bewertet. Beide Gruppen profitieren von der Rehabilitation, was sich in den Zeiteffekten wiederspiegelt. Dadurch, dass sich beide Gruppen überwiegend in die gleiche Richtung verändern, zeigen sich wenige Interaktionseffekte. Hierbei ist die Erfassungsmethodik zur KA zu beachten, denn die Ergebnisse zur KA unterscheiden sich je nach Erhebungsart (objektiv vs. subjektiv). Generell können die aufgestellten Hypothesen nur teilweise angenommen werden. Dennoch trägt die Untersuchung zur Beantwortung wichtiger Fragestellungen zur Aufrechterhaltung der körperlichen Aktivität bei Patienten mit pneumologischen Berufskrankheiten bei und eröffnet Blickwinkel für weiterführende Forschungsfragen.

Stand:

12.02.2020

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Universität Leipzig
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Psychische Fehlbelastungen

Schlagworte:

Berufskrankheit, Atemwegserkrankungen (außer Krebserkrankungen), Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

körperliche Aktivität, Heilverfahren BG-Klinik

Weitere Informationen

Müller, K., König, S., Kotschy-Lang, N. & Wagner, P.: Veränderung der körperlichen Aktivität bei Patienten mit pneumologischen Berufskrankheiten - Studienprotokoll und erste Ergebnisse. IN A. Schorr (Hrsg.). Health Psychology 2017. Kurzfassungen (S.81-82). Pabst Science Publishers, Lengerich. ISBN: 978-3-95853-336-3