Belastung von Flugbegleiter/-innen beim Schieben und Ziehen von Trolleys in Flugzeugen

Projekt-Nr. BIA 4099

Status:

abgeschlossen 01/2004

Zielsetzung:

In Flugzeugen werden Serviertätigkeiten bei Kurzstreckenflügen zunehmend auch während der Steig- und Sinkphase des Flugzeuges durchgeführt. Flugbegleiter/-innen klagen in diesem Zusammenhang über die erhöhte körperliche Belastung beim Schieben und Ziehen der Servierwagen (Trolleys). In einer ersten Studie (Projekt 4094 "Belastungsermittlung beim Schieben von Servicewagen in Flugzeugen") des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz - BIA und der Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen (BGF) wurde bereits eine Untersuchung zur Festlegung einer zulässigen maximalen Schiebekraft mit praxisbezogenen Bedingungen durchgeführt. Hierbei wurden Belastungen bei zwei Flugbegleiterinnen unter Variation der relevanten Servicebedingungen gemessen. Damit die Ergebnisse der Studie verallgemeinert werden können, sollte nun zum einen die Belastungsanalyse mit einem größeren Probandenkollektiv statistisch abgesichert werden und zum anderen auf die Tätigkeit des Ziehens von Trolleys ausgeweitet werden. Darüber hinaus sollten neuere Erkenntnisse zur Beurteilung dieser Schiebe- und Ziehtätigkeiten miteinbezogen werden. Um den Anforderungen einer solchen Weiterführung des Projektes gerecht zu werden, wurde eine Zusammenarbeit mit der BGF, dem IfaDo Dortmund und dem IAD Darmstadt begonnen.

Aktivitäten/Methoden:

An rund 500 Flugbegleiter/-innen einer Fluggesellschaft wurden durch die TU Darmstadt anthropometrische Daten und die körperliche Leistungsfähigkeit in Form eines Maximalkrafttests ermittelt. Zusätzlich wurden die anthropometrischen Aufzeichnungen möglichst vieler Flugbegleiter/-innen der am Projekt beteiligten Fluggesellschaften ausgewertet. Als Ergebnis der Maximalkraftmessungen erhielt man das 15. Kraftperzentil (215 N) dieser Stichprobe. Dieser Wert bildete die Grundlage für das Bewertungsverfahren in Anlehnung an EN 1005-3 Anhang B. Die Empfehlungen gliedern sich in betätigungsunabhängige Werte für die "Langstrecke" mit niedrigerer Betätigungsfrequenz und betätigungsabhängige für die "Kurzstrecke" mit höherer Betätigungsfrequenz, bezogen auf den Engpass "körperliche Leistungsfähigkeit".

Ferner wurden das Ziehen und Schieben unterschiedlicher Servierwagen (Trolleys) in einem speziellen Laboraufbau (Flugzeugboden mit veränderbarer Neigung) im BIA nachgestellt. Hierbei wurden bei 25 ausgewählten Flugbegleiter/-innen (max. 3 Männer) mittels einer kombinierten kinematischen und dynamischen Analyse die Körperhaltungen, äußere Krafteinwirkungen (Handkräfte und Bodenreaktionskräfte) und die Belastung der Wirbelsäule (Kompressionskraft an der Bandscheibe L5/S1) ermittelt. Zur Beurteilung der Muskel-Skelett-Belastung wurden im BIA mit 25 Flugbegleitern/-innen 1200 Versuche zum Ziehen und Schieben von Trolleys unter verschiedenen Bedingungen auf einer variabel einstellbaren schiefen Ebene durchgeführt. Mit dem CUELA-System wurden die Körperhaltungen und -bewegungen dreidimensional erfasst und mit am BIA entwickelten Drei-Komponenten-Kraftsensoren die Aktionskräfte und die Angriffspunkte der Hände gemessen. Insgesamt wurden rund 3600 Schiebe- bzw. Ziehvorgänge aufgezeichnet und ausgewertet.

Über eine im BIA entwickelte Softwareschnittstelle des CUELA-Systems wurden die Daten der Körperhaltung (wie Beuge- und Torsionsmomente) und der Aktionskräfte (Druck- und Scherkräfte) so aufbereitet, dass sie automatisiert mit dem biomechanischen Modell zur Bestimmung der Wirbelsäulenbelastung ("Der Dortmunder") am Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund (IfADo) verarbeitet werden konnten. Ferner dienten die im BIA erhobenen Daten als Grundlage für die Anwendung nationaler und internationaler ergonomischer Verfahren.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse der Studie belegen, dass das Hantieren mit Trolleys mit hohen Muskel-Skelett-Belastungen verbunden sein kann - insbesondere wenn volle Trolleys auf einem geneigten Boden mit erhöhten Betätigungsfrequenzen bewegt werden müssen, wie es bei Kurzstreckenflügen regelmäßig anzutreffen ist. Dies zeigt sich in Form von ergonomisch ungünstigen Körperhaltungen, hohen Aktionskräften der Hände und hohen Wirbelsäulenbelastungen. Der Halfsize-Trolley erfordert vergleichsweise hohe Handhabungskräfte in Verbindung mit ungünstigen Körperhaltungen aufgrund seiner geringeren Kippstabilität, die beim Ziehen besonders auffällig wird.

Stand:

11.05.2004

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
  • Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen (BGF)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitsschutz - BIA
  • Technische Universität Darmstadt
  • Institut für Arbeitswissenschaft (IAD)
  • Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund (IfADo)
Branche(n):

Verkehr

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Mechanische Gefährdungen, Handhabung von Lasten

Schlagworte:

Ergonomie, Physische Beanspruchung/Belastung, Arbeitsplatzgestaltung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Schieben und Ziehen von Servierwagen (Trolleys), Muskel-Skelett-Belastungen, Flugzeug, Stewardess, Ergonomie, Handkräfte, Neigungswinkel (Pitch), Körperhaltungs- und Kraftmessung, Wirbelsäulenbelastung

Kontakt