Reanalyse und Ergänzung der Epidemiologischen Studie Ganzkörpervibration (BIA-Projekt 4050)

Projekt-Nr. BGIA 4147

Status:

abgeschlossen 06/2009

Zielsetzung:

Die im Rahmen einer früheren epidemiologischen Studie gewonnenen Ergebnisse zur Gefährdung der Wirbelsäule durch Ganzkörperschwingungen auf verschiedenen mobilen Maschinen mussten wegen Änderungen im Zuge der europäischen Harmonisierung bei Messung und Bewertung hinterfragt werden. Die Änderungen betreffen die frühere alleinige Betrachtung der vertikalen Schwingungsrichtung (Richtung der Wirbelsäule), die Erweiterung des betrachteten Frequenzbereiches, die Frequenzbewertung und die Infragestellung des Dosisverfahrens. Hinzugekommen sind Bestrebungen, zusätzlich zum Effektivwert der bewerteten Beschleunigung weitere Kenngrößen zu berücksichtigen, die die Stoßhaltigkeit der Schwingungsbelastung stärker widerspiegeln sowie grundsätzlich eine Kraftbewertung beinhalten. Auf diese Änderungen bzw. Ergänzungen sollte die im Forschungsschwerpunkt Vibration finanziell geförderte Reanalyse des früheren Projektes eingehen und klären, ob sich dadurch grundlegende Änderungen oder Ergänzungen der Ergebnisaussagen ergeben.

Aktivitäten/Methoden:

In einem Teilprojekt wurden die Aussagen der epidemiologischen Studie überprüft, wobei die horizontalen Schwingungsrichtungen einzubeziehen waren. Die früher ermittelten Schwingungsbelastungen wurden über Korrekturfaktoren an die neue Frequenzbewertung und den erweiterten Frequenzbereich angepasst. Ferner waren bisher bekannte Stoßbewertungsverfahren und verschiedene Dosisverfahren einzubeziehen. In einem zweiten Teilprojekt wurde eine Kraftbewertung abgeleitet, die zunächst den ursprünglichen Stand der epidemiologischen Studie und danach die Auswirkung der nach Abschluss dieser Studie eingetretenen Änderungen berücksichtigt. Dieses gestufte Verfahren hat den Hintergrund, dass jede Stufe mit gewissen Unsicherheiten arbeiten muss, deren Auswirkungen auf diese Weise besser abgeschätzt werden können. Aufgabe des BGIA - Institut für Arbeitsschutz war es, die seinerzeit erhobenen Datensätze zu überprüfen, ggf. zu vervollständigen und die Reanalyse fachlich zu begleiten.

Ergebnisse:

Im Teilprojekt A konnte gezeigt werden, dass die neue Frequenzbewertung nur einen geringen Einfluss darauf hat, wie das Risiko für ein Lumbalsyndrom statistisch beschrieben wird. Die wesentlichen Ergebnisse der alten Auswertung sind danach immer noch gültig: so ist zum Beispiel das Alter wieder die wichtigste Kenngröße für das Risiko, an einem Lumbalsyndrom zu leiden. Außerdem gibt es nur geringe Unterschiede zwischen den untersuchten Kennwerten, sodass man die Schwingungsbelastung auch gut mit dem Kennwert beschreiben kann, der in der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung vorgesehen ist: dem Tages-Vibrationsexpositionswert A(8). Dieser berücksichtigt auch horizontale Schwingungsrichtungen. Im Teilprojekt B ist darüber hinaus ein kraftbezogener Kennwert vorgestellt worden, der die Belastung durch Ganzkörper-Vibrationen beschreibt.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Projektdurchführung:
  • BGIA - Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
  • Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Uni Düsseldorf
  • Institut für Arbeitsphysiologie an der Uni Dortmund
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Lärm/Vibrationen, Arbeitsbedingte Erkrankungen, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Belastung, Transport und Verkehr, Vibration

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Ganzkörper-Schwingungen, Tiefbau, Warenumschlag, Verkehr, Erdbaumaschinen, Gabelstapler, Lastkraftwagen, Sattelzüge, Lendenwirbelsäule, Beschwerden, Dosis-Wirkungs-Beziehung, Richtwerte, Dosisverfahren, Prävention, relatives Risiko, Prävalenzverhältnis, frequenzbewertete Beschleunigung, kraftbezogene Bewertung, Reanalyse

Weitere Informationen

Notbohm, G.; Schwarze, S.; Albers, M.: Ganzkörperschwingungen und das Risiko bandscheibenbedingter Erkrankungen Erkenntnisse aus einer Reanalyse der epidemiologischen Studie "Ganzkörpervibration". Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin 06 (2009), S. 327-335