
abgeschlossen 04/2025
Sozialarbeitende sehen sich mit spezifischen berufsbedingten Anforderungen konfrontiert. Aktuelle Studien zeigen, dass Angehörige dieser Berufsgruppe höhere emotionale und kognitive Anforderungen angeben als andere Berufsgruppen. Berufsbezogene psychische Belastungen können die Entwicklung von emotionaler Erschöpfung und Burnout begünstigen. Gesundheitsreporte der Krankenkassen zeigen, dass Sozial- und Gesundheitsberufe eine überproportional hohe Anzahl an Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer und Verhaltensstörungen aufweisen. Weder die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in den Sozialdiensten im stationären Gesundheitswesen noch ihre gesundheitliche Situation sind bisher ausreichend beforscht worden.
Das Ziel der Studie besteht daher in der Erfassung psychischer Belastungen und Beanspruchungsfolgen von Beschäftigten der Sozialdienste der Krankenhäuser und der Sozialdienste der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland und im Vergleich mit Referenzgruppen. Die zentrale Fragestellung dieser Studie lautet: Welche psychischen Belastungen und Beanspruchungsfolgen erleben Beschäftigte in den Sozialdiensten im stationären Gesundheitswesen und wie unterscheiden sich diese von Beschäftigten der Sozialen Arbeit in anderen Arbeitsfeldern und anderen Berufsgruppen?
Es wurde eine explanative Studie mit quantitativen empirischen Methoden in einem Querschnittdesign durchgeführt. Die Datenbasis der Krankenhäuser und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen bildete das "Verzeichnis der Krankenhäuser und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen" des Jahres 2020. Das Verzeichnis enthält eine Übersicht von allen Krankenhäusern und beinah allen Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland, die am 31.12.2020 zur stationären medizinischen Versorgung der Bundesbevölkerung vorhanden waren und einer Veröffentlichung im Verzeichnis zustimmten. Es wurde ein teilstandardisierter Fragebogen entwickelt, um psychische Belastungen und Beanspruchungsfolgen sowie andere relevante Variablen zu erfassen. Die Messungen zu psychischen Belastungen und Beanspruchungsfolgen wurden mit der deutschsprachigen Version des COPSOQ (Cophenhagen Psychosocial Questionnaire) durchgeführt. Im Jahr 2023 und 2024 wurden
Die E-Mail-Adressen der Sozialdienste wurden zuvor über die jeweiligen Homepages die Adressen der Sozialdienste nachrecherchiert. Die Befragung wurde als Vollerhebung konzipiert und bot damit entscheidende Vorteile gegenüber einer Stichprobenerhebung (z. B. kein Risiko der Über- oder Unterrepräsentation).
Es wurde ermittelt, dass die Krankenhaussozialdienste in Deutschland im Vergleich zu den Referenzgruppen ("Sozialarbeit/Sozialpädagogik" sowie "alle Berufe") signifikant höhere quantitative und emotionale Anforderungen angaben. Sie berichteten zudem signifikant häufiger Burnout-Symptome und Präsentismus als die Referenzgruppen. Die Sozialdienste der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen gaben im Vergleich zu den Referenzgruppen signifikant seltener Entgrenzung sowie Work-Privacy-Konflikte und Rollenkonflikte an. Jedoch berichteten sie signifikant häufiger von höheren emotionalen Anforderungen und Emotionen verbergen im Vergleich zu allen Berufen. Sowohl die Krankenhaussozialdienste als auch die Sozialdienste der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen gaben darüber hinaus hohe Präsentismus-Werte an. Die Ergebnisse weisen insgesamt auf stärkere Ausprägungsgrade psychischer Belastungen und Beanspruchungsfolgen bei Sozialdiensten in den Krankenhäusern im direkten Vergleich mit den Sozialdiensten der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen sowie den Referenzgruppen hin. Es zeigen sich Bedarfe zur Stressreduktion und Burnout-Prophylaxe im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung bei den Sozialdiensten im stationären Gesundheitswesen.
Gesundheitswesen
Gefährdungsart(en):Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren
Schlagworte:Gesundheitliche Beeinträchtigungen und Störungen, Gesundheitsförderung, Psychische Beanspruchung/Belastung
Weitere Schlagworte zum Projekt:Gesundheitsrisiken, Präventionspotenziale, Sozialdienst