GENESIS-UV: UV-Exposition in nicht versicherten Zeiten

Projekt-Nr. IFA 4234

Status:

abgeschlossen 11/2022

Zielsetzung:

Ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) kann Hautkrebs auslösen. Obgleich die Internationale Agentur für die Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer, IARC) UV-Strahlung als Klasse-1-Karzinogen eingestuft hat, ist der durch UV-Strahlung induzierte Hautkrebs dennoch ein seit Jahren vernachlässigtes Risiko in der Wahrnehmung der Menschen und bedarf entsprechender Prävention. Ebenso liegen durch GENESIS-UV (Generation and Extraction System for individual Exposure) bislang differenzierte, belastbare Expositionsdaten für eine Beurteilung der beruflichen Exposition im Berufskrankheitenverfahren (BK-Verfahren) vor (Projekte IFA-4207, IFA-4227, IFA-4228). Es fehlt jedoch detailliertes Wissen über die Exposition in nicht versicherten Zeiten. Damit ist eine retrospektive Beurteilung von UV-Expositionen von Versicherten schwierig, da dazu ein Vergleich mit der Exposition in nicht versicherten Zeiten notwendig ist.

Ziel des Projekts ist daher die Erarbeitung eines Expositionskatasters für Tätigkeiten, die in der nicht versicherten Zeit ausgeübt werden. Damit soll zum einen ein ganzheitlicher Präventionsansatz ermöglicht werden, der den Schutz im privaten wie im beruflichen Umfeld umfasst und möglichst im Kindesalter beginnen soll, zum anderen sollen für das BK-Verfahren Angaben zum "übrigen Teil der Bevölkerung" nach § 9 (1) Siebtes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VII) abgeleitet werden.

Aktivitäten/Methoden:

Im Rahmen des IFA-Projekts 4207 wurde das Messsystem GENESIS entwickelt, mit dem dezentrale Langzeitmessungen durchgeführt werden können. Das Projekt wurde mit der Anwendung als GENESIS-UV (nunmehr in dritter Systemgeneration) durchgeführt. Als Messgerät diente ein elektronisches Datenlogger-Dosimeter, das UV-Bestrahlung, Beschleunigung (zur Validität der Messung) und Magnetfeldstärke (zur Ermittlung der Ausrichtung des Dosimeters zur Sonne hin) messen kann. Es standen 265 Einheiten zur Verfügung. Damit konnten sowohl konzentrierte Messungen vor Ort an einem definierten Tag (z. B. in einem Freizeitpark) als auch über einen Zeitraum von Wochen oder Monaten verteilte Messungen durchgeführt werden. Es wurde davon ausgegangen, dass pro Messjahr im Zeitraum von April bis Oktober neun Messveranstaltungen (ganztägig mit mehreren Versuchspersonen an einem Ort) stattfinden konnten. Dazu sollten etwa 200 Teilnehmende über mehrere Wochen an den Messungen teilnehmen.

Basierend auf der Zeitverwendungserhebung des Statistischen Bundesamtes für die Bevölkerung sollten Tätigkeiten identifiziert werden, die in der Freizeit ausgeübt werden (z. B. Gartenarbeit, Fußballspiel etc.). Für diese Aktivitäten wurden Freiwillige rekrutiert, die für einen definierten Zeitraum mit einem Dosimeter ausgestattet wurden. Die Rekrutierung erfolgte über offensive Werbung in Zeitschriften der Unfallversicherung, über den Kontakt zu Vereinen in Deutschland (z. B. via Facebook), Freiwilligensuche über die Einwohnermeldeämter, Freiwillige aus persönlicher Ansprache.

Ergebnisse:

Mit Hilfe des Zeitverwendungsnachweises des Statistischen Bundesamtes konnten alle zeitlich relevanten Aktivitäten identifiziert werden, die mit einer UV-Bestrahlung assoziiert sind. Letztlich konnte durch die Zusammenfassung einzelner Aktivitäten ein Messkatalog von 14 Blöcken (wie z. B. "Mahlzeiten im Freien", "Hunde spazieren führen" usw.) erarbeitet werden, auf den 600 freiwillige, über Artikel, Webseite, Facebook und Mundpropaganda erreichte Probandinnen und Probanden auf zwei Jahre verteilt wurden. Jeder Teilnehmende hatte die Aufgabe, das Dosimeter ausschließlich bei der gebuchten Aktivität zu tragen. In Parallelprojekten wurden jeweils Fußballschiedsrichter (stellvertretend für Ballsport im Freien), Besucher der Bundesgartenschau (stellvertretend für Ausflüge, Parkbesuche) und von DGUV Betriebsfesten untersucht. Spezielle punktuelle Messungen an einem bestimmten Ort konnten wegen geltender Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht im geplanten Umfang stattfinden.

Für jede Aktivität konnte ein durchschnittlicher Expositionswert ermittelt werden. Interessant ist, dass im Rahmen der Fehlertoleranzen viele Aktivitäten etwa die gleiche Bestrahlung pro Minute zeigen (z. B. "Mahlzeiten im Freien", "Wäsche waschen" oder "Hunde spazieren führen"). Das bedeutet, dass die eigentlich erlittene Exposition in erster Linie von der Zeit abhängt, die bei der Ausübung dieser Aktivität verbracht wurde. Einzige Ausreißer waren "Unterstützung anderer Haushalte" mit besonders geringer Exposition bzw. "Radsport, Skate" mit besonders hoher Exposition.

Vorbehaltlich weiterer, tiefergehender Analysen konnte ermittelt werden, dass die durchschnittliche Jahresexposition der deutschen Bevölkerung etwa 260 SED (Standarderythemdosen) beträgt. Dies entspricht etwa dem Doppelten dessen, was bislang vermutet wurde, deckt sich aber mit den Erkenntnissen aus den GENESIS-UV-Messungen zur beruflichen Exposition. Auch dort wurde ein etwa doppelt so großer Wertebereich für die Jahresbestrahlung messtechnisch bestimmt.

Limitationen in den Ergebnissen ergeben sich dadurch, dass man keinen tageszeitlichen Bezug bei der Bildung eines Mittelwertes erhielt. Bei der Kumulation der Daten wurde vereinfachend davon ausgegangen, dass sich das Probandenkollektiv bei der Ausübung der Aktivität ähnlich zur Gesamtbevölkerung verhalten hat.

In einem nächsten Schritt sollen die ermittelten Ergebnisse weiter analysiert und in BK-Verfahren zur BK-Nr. 5103 eingeführt werden. Weiterhin ist geplant, diese Daten zusammen mit anderen Interessengruppen im Rahmen gesellschaftlicher Schutzanstrengungen in der Klimakrise zu nutzen.

Stand:

13.03.2023

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • UV-übergreifend
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Strahlung, -Verschiedenes-

Schlagworte:

Berufskrankheit, Strahlung, Prävention

Weitere Schlagworte zum Projekt:

GENESIS-UV, Messsystem, elektronisches Dosimeter, UV-Bestrahlung, Expositionskataster

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