Untersuchungen zur Identifikation ungünstiger Prognosefaktoren sowie zur Evaluation neuer Therapieverfahren des komplexen regionalen Schmerzsyndroms (CRPS / M. Sudeck)

Projekt-Nr. FF-FR 0115

Status:

abgeschlossen 09/2010

Zielsetzung:

Frühzeitige Identifikation problematischer Heilungsverläufe sowie klinische Beurteilung der Wirksamkeit neuer Therapieverfahren. Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS) ist eine seltene, aber häufig zu dauerhafter Arbeitsunfähigkeit führende Komplikation von Frakturen und Verletzungen der oberen Extremität. Der Pathomechanismus ist unklar.

Aktivitäten/Methoden:

Erstmals wurde eine umfangreiche prospektive kontrollierte Studie durchgeführt, bei der gleichzeitig klinische, neurophysiologische, elektrophysiologische, immunologische und bildgebende Verfahren zusammen mit psychologischen Explorationstechniken kombiniert wurden.

Ergebnisse:

Gegenüber einer Kontrollgruppe zeigten Patienten mit komplex regionalem Schmerzsyndrom (CRPS) eine signifikant stärkere Beeinträchtigung der Gelenkfunktion bei sonst gleicher Schmerzintensität. In den Hautexsudatmessungen fanden sich erhöhte proinflammatorische und verminderte antiinflammatorische Zytokinkonzentrationen. Zudem zeigten sich in der CRPS-Gruppe signifikant ausgeprägtere Neglect-like-Symptome zusammen mit Störungen der Körperrepräsentanz sowie der motorischen und sensiblen unilateralen Inhibitionsfähigkeit, kombiniert mit einer statischen Hyperalgesie. 60 % der CRPS-Patienten - signifikant mehr als in der Kontrollgruppe - besserten sich unter einer multimodalen Therapie hinsichtlich aller hier untersuchten Parameter. Die Normalisierung der Entzündungsparameter war unabhängig vom Therapieerfolg. Zentralnervöse Veränderungen korrelierten dagegen enger mit der erzielten Schmerzreduktion. Die vorbestehende psychische Belastung stand im Zusammenhang mit dem "outcome" der sechsmonatigen multimodalen Therapie. Patienten mit einer niedrigeren psychischen Ausgangsbelastung zeigten die deutlichste Schmerzlinderung und zugleich die ausgeprägteste Verbesserung von Funktionsparametern. Die Befunde dieser Studie machen deutlich, dass die besondere Ausgestaltung des Krankheitsbildes CRPS aus dem Zusammenspiel von psychischen und körperlichen, speziell zentralnervösen Veränderungen resultiert, was mit Störungen des Körperbildes und der gestörten Verarbeitung von sensiblen und motorischen Reizen einhergeht. Hieraus erklärt sich das regelmäßige Scheitern monodisziplinärer Therapieansätze. Erstmals konnte gezeigt werden, dass sich unter einem multimodalen Therapieansatz nicht nur eine Schmerzlinderung, sondern auch in 48 % der Fälle innerhalb von sechs Monaten eine Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit erzielen lässt. Die Normalisierung von Störungen der Gelenkbeweglichkeit scheint dabei eine Schlüsselrolle zu spielen. Es fand sich kein genereller Prognosefaktor, der einen Therapieerfolg unmöglich machte. Diese günstigen Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit einer möglichst frühen spezialisierten Therapie beim CRPS. Als Konsequenz für berufsgenossenschaftliche Heilverfahren resultiert hieraus die Notwendigkeit einer konsequenten, möglichst frühen Steuerung bzw. Durchführung der Therapie durch bzw. in geeigneten Behandlungszentren der gesetzlichen Unfallversicherung. Die therapeutische Effizienz der nichtinvasiven Spiegeltherapie ließ sich in einer abgegrenzten Teiluntersuchung bei Amputierten mit neuropathischen Schmerzen nachweisen. Insofern ist der kontrollierte Einsatz innovativer Therapieverfahren in geeigneten BG-Kompetenzzentren im Rahmen eines multimodalen Ansatzes zu fördern. Es besteht weiterhin Forschungsbedarf, um durch eine individualisierte Optimierung unterschiedlicher Therapiekomponenten unter Berücksichtigung konkret identifizierter pathogenetischer Faktoren eine weitere Verbesserung der therapeutischen Effizienz zu erreichen.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Projektdurchführung:
  • BG Kliniken Bergmannsheil Bochum
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

-Verschiedenes-

Schlagworte:

Rehabilitation, Evaluation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Evaluation, Therapieverfahren, komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS), Sudeck