• Blauer Banner, links ist eine rote Blase mit weißer Schrift: #GewaltAngehen. Gemeinsam stark gegen Gewalt.

Informationen für Führungskräfte aus dem Bereich Verkehrsbetriebe

Führungskräfte in Verkehrsunternehmen stehen vor einer wachsenden Herausforderung, denn das Aggressionspotential der Fahrgäste nimmt zu. Ob Beschäftigte in Bus-, Bahn- oder Taxi-Unternehmen, Sicherheitskräfte oder Kontrollpersonal: Für Mitarbeitende mit direktem Kundenkontakt gehören verbale oder physische Übergriffe inzwischen zum Arbeitsalltag. Immer mehr Beschäftigte erleben ihren Arbeitsalltag dadurch nicht nur als stressig, sondern auch als potenziell bedrohlich. Diese Entwicklung hat tiefgreifende Folgen – für die Gesundheit der Beschäftigten, das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste und letztlich die betriebliche Stabilität.

Laut Daten der DGUV gehen rund 10 Prozent der meldepflichtigen Arbeitsunfälle in der Branche auf Gewaltvorfälle zurück. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, da viele Vorfälle nicht gemeldet oder statistisch nicht erfasst werden. Gleichzeitig wächst die Sensibilität für das Thema. Immer mehr Unternehmen erkennen: Gewaltprävention ist keine Option, sondern Führungsaufgabe. Daher sind auch Sie gefragt.

  • Warum sind Verkehrsunternehmen besonders anfällig für Gewalt?

    Im ÖPNV und Bahnverkehr treffen hohe Fahrgastzahlen, Zeitdruck und vielfältige soziale Situationen aufeinander – oft in beengten Räumen, in denen Mitarbeitende allein und ohne unmittelbare Unterstützung agieren. Das Risiko steigt zusätzlich, wenn Fahrgäste unter Stress stehen, sich ungerecht behandelt fühlen oder unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen. Besonders gefährdet sind:

    • Beschäftigte im Zugbegleitdienst, z. B. Kundenbetreuer und -betreuerinnen im Nahverkehr
    • Mitarbeitende im Sicherheits- und Ordnungsdienst
    • Kontrollkräfte, die Fahrscheine prüfen oder für Ordnung sorgen sollen
    • Busfahrer- und fahrerinnen
    • Taxifahrer- und fahrerinnen
  • Welche Formen von Gewalt erleben Beschäftigte in Verkehrsbetrieben?

    Gewalt in Verkehrsunternehmen zeigt sich in vielen Formen: von verbalen Attacken – Anpöbeln, Beleidigen, Drohen – bis zu körperlichen Angriffen, Spucken oder sogar gezielter sexualisierter Gewalt.

    Auch digitale Gewalt nimmt zu, etwa durch das heimliche Filmen und Veröffentlichen von Eskalationen.

    Das Spannungsfeld zwischen Kundennähe und unzureichendem Schutz belastet die Beschäftigten zunehmend – zumal Hilfe oft ausbleibt und Eingreifen durch Dritte selten geworden ist.

  • Wie können Führungskräfte Gewalt vorbeugen – und was gehört zu ihrer Verantwortung?

    Verantwortung übernehmen heißt: Risiken erkennen, Schutz organisieren und eine Kultur des Hinsehens fördern. Als Führungskraft sind Sie in der Pflicht, strukturelle und konkrete Maßnahmen zur Gewaltprävention zu ergreifen – und dabei nicht erst nach einem Vorfall aktiv zu werden.

    Wichtige Ansatzpunkte sind beispielsweise:

    • klare Kommunikation und Führungshaltung: Führungskräfte sollten offen für Meldungen sein, Betroffene ernst nehmen und konsequent gegen Bagatellisierung vorgehen
    • Gefährdungsbeurteilung, die auch psychische Belastung und Gewaltpotenzial einbeziehen
    • Schulungen und Trainings zu Deeskalation, Gesprächsführung und Selbstschutz
    • Zwei-Personen-Prinzip in besonders gefährdeten Einsatzbereichen
    • Ausstattung mit Notrufsystemen oder Druckknopfmeldern für Personal mit Kundenkontakt
    • Videoüberwachung und ggf. Einsatz von Bodycams
    • Sicherheitsarchitektur: Geschlossene Fahrerkabinen, helle und übersichtliche Betriebsanlagen, kurze Flucht- und Rettungswege
    • automatisierte Zahlungssysteme oder geschlossene Kassensysteme, um Konflikte zu vermeiden
    • verlässliche Meldewege und Notfallmanagement, inklusive Nachsorgeangebote für Betroffene (z. B. über die gesetzliche Unfallversicherung)
  • Was funktioniert bereits gut? Angebote und Materialien für Führungskräfte

    Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) stellt auf ihrer Internetseite Gewaltprävention umfangreiche Informationen zum Thema bereit. Hierzu zählen spezielle Angebote für Verkehrsunternehmen wie Gewaltprävention in Verkehrsunternehmen und Umgang mit traumatischen Ereignissen in Verkehrsbetrieben.

    Zum Thema Gewaltprävention in Verkehrsunternehmen bietet die VBG auch verschiedene Seminare sowie ein computergestütztes Lernprogramm an. Weitere Infos gibt es unter: Es geht auch anders...Konfliktbewältigung in Bahn und Bus (PDF, 906 kB, nicht barrierefrei)

    Die Prüfliste Psychotrauma der Unfallversicherung Bund und Bahn (UVB) hilft, mögliche Gefährdungen im Zusammenhang mit traumatischen Ereignissen zu erkennen und Maßnahmen für den Umgang damit abzuleiten. Weitere Informationen bietet die Internetseite der UVB Traumatische Ereignisse: Unfallversicherung Bund und Bahn. Dort finden Sie unter anderem das Präventionsmodell Traumatische Ereignisse sowie die Handlungskette nach einem traumatischen Ereignis.

    Die Berufsgenossenschaft (BG) Verkehr hält für Taxiunternehmen ebenfalls verschiedene Informationen zur Gewaltprävention bereit.