"Jedes Gewalterlebnis ist eines, das man nicht so schnell vergisst"

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Carsten Klauer, geschäftsführender Gesellschafter des Sicherheitsdienstleister Power GmbH, ist seit fast 40 Jahren in der Sicherungs-Branche tätig. In diesem Sommer betreut er mit seinem Unternehmen auch die Europameisterschaft in Deutschland. Im Interview spricht er über die Besonderheiten der EM, über die Vorbereitung seiner Mitarbeitenden auf solche Großereignisse und welche Rolle Schulungen dabei spielen.

Herr Klauer, mit Ihrem Unternehmen schützen Sie Familien, Unternehmen oder aber Teilnehmende bei Veranstaltungen. Was ist das Besondere, wenn Sie auf solch großen Events wie der Fußball-Europameisterschaft tätig sind?

Jede Veranstaltung ist eine besondere und hat ihren eigenen Charakter. Ein G20 Treffen hat zum Beispiel ganz andere Herausforderungen als eine Pferdesportveranstaltung. Genauso ist die Europameisterschaft natürlich speziell. Zuallererst weil wir hier in Deutschland als Gastgeberland sehr hohe Sicherheitsstandards und viele Spielstätten haben. Und dann liegt natürlich in gewissen Spielpaarungen oder Spielabschnitten eine besondere Brisanz. Wir werden hier in Hamburg das Viertelfinale austragen. Auf eine aufgeheizte Stimmung und mögliche Konflikte müssen wir uns einstellen.

Und wie sieht Ihre Vorbereitung aus?

Wir haben in der Gewaltprävention grundsätzliche Schulungsprogramme, die wir zusammen mit der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) anbieten. Für die anstehende EM werden unsere Mitarbeiter aber noch mal speziell geschult. Das Besondere der EM ist ja, dass hier Menschen unterschiedlichster Nationalitäten aufeinandertreffen. Sie alle haben ihr eigenes Temperament und ihren eigenen Umgang mit so einem Fußballerlebnis. Auf diese Herausforderungen bereiten wir unsere Mitarbeiter vor und sensibilisieren sie vor allem auch im Hinblick auf kulturelle Besonderheiten.

Was tun Sie für die Sicherheit Ihrer Mitarbeitenden?

Damit unsere Mitarbeiter unbeschadet aus ihren Einsätzen zurückkommen, bilden wir sie entsprechend aus. Wir führen Deeskalationstrainings durch, wir machen Rollenspiele, wir üben Festnahmetechniken. Wichtig ist, dass wir das Ganze nicht nur theoretisch durchgehen, sondern auch ganz praktisch üben. Wir wollen, dass sie stark in ihre Einsätze gehen und entsprechend auftreten: höflich, aber bestimmt. Schon so können sie Schranken setzen und deeskalierend wirken.

Was ist für Sie als Vorgesetzter besonders wichtig?

Für mich als Vorgesetzter ist es besonders wichtig, dass meine Mitarbeiter unbeschadet und gesund aus ihren Einsätzen nach Hause kommen. Und das meine ich nicht nur im körperlichen, sondern auch im psychischen Sinne. Als Geschäftsführer bin ich hier vollumfänglich verantwortlich. Deswegen ist uns die Vorbereitung und Schulung so wichtig. Aber: Trotz bester Vorbereitung, die wir für jeden Einsatz betreiben, kann es leider dennoch zu Gewalt kommen. Die Festnahme von Straftätern geht zum Beispiel nicht immer so leicht vonstatten, auch wenn das ein regelmäßiger Teil unserer Schulungen ist.

Und was machen Sie, wenn Sie oder Ihre Mitarbeitenden Gewalt bei einem Einsatz erleben?

Wir haben hier einen guten Unterbau von Spezialisten, die sich sowohl in der Prävention als auch in der Nachsorge um unsere Mitarbeiter kümmern. Wichtig ist uns, dass niemand allein mit seinen Erlebnissen zurückbleibt. Alle meine Mitarbeiter haben schon viel erlebt und sind absolute Profis. Aber: Jedes Gewalterlebnis ist eines, das man nicht so schnell vergisst. Für die Verarbeitung ist es wichtig, sich dazu auszutauschen, eine Anzeige zu stellen – wenn notwendig – und zu schauen, was wir aus dem Erlebnis lernen und zukünftig besser machen können.

Warum unterstützen Sie die Kampagne #GewaltAngehen?

Wir unterstützen die Kampagne, weil wir damit ein Zeichen gegen Gewalt setzen wollen. Ende Mai ist eine Sicherheitskraft eines anderen Sicherungsunternehmens im Rahmen einer Auseinandersetzung getötet worden. So etwas darf nicht passieren!