Aufbau einer Risikobeobachtungsstelle für die Unfallversicherungsträger (RIBEO)

Projekt-Nr. IFA 0094

Status:

abgeschlossen 11/2011

Zielsetzung:

An Arbeitsplätzen, aber auch in Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen entstehen immer wieder neue Risiken für die Versicherten der gesetzlichen Unfallversicherung. Diese neuen Risiken bedeuten neue Herausforderungen für den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Als ein Institut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung unterstützt das IFA die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung (UVT) darin, ihre Finanzmittel und Personalressourcen effizient, zielgerichtet und verantwortungsvoll einzusetzen. Das IFA beteiligt sich seit 2002 auf europäischer Ebene an Expertenbefragungen und Literaturrecherchen zur Ermittlung von wirtschaftlich, sozial, demografisch und technisch motivierten Trends, die zu neuen Risiken bei versicherten Tätigkeiten führen. Beispiele für solche Trends sind: zunehmende Nutzung von Nanotechnologien, zunehmende Arbeitsplatzunsicherheit und zunehmend prekäre Arbeitsverträge, zunehmender Leistungsdruck in Schule und Ausbildung, zunehmend interkulturelle und sprachliche Anforderungen bei versicherten Tätigkeiten. Die Ergebnisse dieser europäischen Aktivitäten sollen zukünftig auch den UVT in Deutschland dienen, und zwar in Form einer auf ihre speziellen Bedürfnisse abgestimmten Risikobeobachtungsstelle. Die Risikobeobachtungsstelle wird durch das IFA aufgebaut und betreut. Sie identifiziert nationale Trends und trendbedingte Risiken für Versicherte. So lassen sich frühzeitig branchenübergreifende und branchenspezifische Präventionsschwerpunkte ermitteln, zielgerichtete Präventionsmaßnahmen ergreifen und dafür erforderliche Ressourcen einplanen. Das IFA soll träger- und branchenbezogen die zehn relevanten Top-Trends, die daraus resultierenden Risiken für Sicherheit und Gesundheit und erfolgreiche Präventionsansätze, sofern bereits vorhanden, ermitteln. Diese Ergebnisse sollen den UVT in trägerbezogenen Workshops unter Beteiligung der Präventionsleiter vorgestellt und mit ihnen diskutiert werden.

Aktivitäten/Methoden:

Ziel des Projektes war der Aufbau der Risikobeobachtungsstelle, insbesondere die Erarbeitung eines dafür geeigneten Befragungsinstrumentes. Dazu hat das IFA zunächst die Entwicklungen identifiziert, die europaweit bereits als arbeitsschutzrelevant bewertet wurden. Diese Entwicklungen wurden abgeleitet aus den Ergebnissen der vier Expertenbefragungen der Europäischen Agentur für Arbeitsschutz (EU-OSHA) zu physikalischen, chemischen, biologischen und psychosozialen Risiken sowie aus Abfragen zu neuen und aufkommenden Risiken innerhalb des Forschungsverbundes europäischer Arbeitsschutzinstitute (PEROSH). Die gefundenen Entwicklungen wurden anschließend globalen Trends zugeordnet. Arbeitsschutzexperten mit möglichst guter Kenntnis der Praxis, bevorzugt Aufsichtspersonen, sollen zukünftig die den globalen Trends zugeordneten Entwicklungen beurteilen, und zwar hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Sicherheit und Gesundheit von Versicherten und mit Blick auf geeignete Präventionsmaßnahmen. Als Erhebungsinstrument sollte eine leicht handhabbarer Internetfragebogen entwickelt werden. Dieser entstand in enger Abstimmung mit Aufsichtspersonen der UVT. Eine erste Version des Fragebogens wurde außerdem in einer Testphase unter Beteiligung von UVT-Experten auf Praxistauglichkeit geprüft. Die pro UVT zu befragende Stichprobe von Aufsichtspersonen wurde mit Blick auf die Versichertenstruktur und Aufsichtskapazitäten der einzelnen Träger so gewählt, dass eine branchenspezifische Auswertung möglich ist. Für den Befragungsprozess wurden aus organisatorischen Gründen drei UVT-Gruppen (Cluster) gebildet, die zeitlich versetzt zu befragen sind, beginnend mit der Gruppe der UVT der öffentlichen Hand im Jahr 2012. Für die Auswahl der zu befragenden UVT-Experten des ersten Clusters wurde Kontakt mit den Präventionsleitern aufgenommen, die die Teilnehmer namentlich benennen sollen.

Ergebnisse:

Basierend auf Expertenbefragungen der Europäischen Agentur für Arbeitsschutz (EU-OSHA) sowie eines Forschungsverbundes europäischer Arbeitsschutzinstitute (PEROSH) zu neuen und aufkommenden Risiken im Bereich des Arbeitschutzes wurden relevante Trends und Entwicklungen identifiziert und - ergänzt um nationale und UVT-typische Themen - zur inhaltlichen Entwicklung eines Fragebogens genutzt. Der Bogen fragt Entwicklungen ab, die acht Globaltrends zugeordnet sind: neue Technologien, neue gesundheitsgefährdende Stoffe/Produkte, zunehmende Bedeutung physikalischer Einwirkungen, Globalisierung/Wandel der Arbeits- und Bildungswelt, Entwicklung der Dienstleistungsgesellschaft, demographischer Wandel, Katastrophen und ungesunder Lebenstil. Jedem Globaltrend sind zwischen vier und elf präzisen Entwicklungen zugeordnet. Weitere relevante Entwicklungen können per Freitext ergänzt werden. Zu jeder Entwicklung geben die Teilnehmer zwei Einschätzungen für die nächsten fünf Jahre ab: hinsichtlich der Bedeutung für die von ihnen betreuten Betriebe/Einrichtungen und hinsichtlich der Bedeutung der Sicherheits- und Gesundheitsrisiken, die sich aus diesen Entwicklungen ergeben. Ergänzend werden pro Entwicklung dann drei prioritäre Präventionsinstrumente abgefragt, mit denen den Risiken begegnet werden soll. Den Fragebogen hat ein Arbeitskreis aus Vertretern der UVT inhaltlich mitgestaltet und auf Handhabbarkeit getestet. Die technische Umsetzung des Onlinebogens fand mit Unterstützung des IAG statt. Die drei identifizierten Befragungscluster wurden so gewählt, das verwandte Branchen gemeinsam ausgewertet werden können. Im ersten Cluster werden die Unfallkassen befragt, anschließend erfolgt auf zwei weitere Cluster verteilt die Befragung der BGen. Der Stichprobenumfang ist festgelegt: Bei den Unfallkassen im ersten Cluster werden 35 % der Aufsichtspersonen, insgesamt 115 Personen, befragt. In den zwei BG-Clustern sollen pro Branche etwa 30 Personen befragt werden. Zur Auswertung der Ergebnisse der Onlinebefragungen wurden außerdem SPSS-Routinen entwickelt. Mit der SPSS-Auswertung werden die TopTen der Entwicklungen identifiziert und es wird ermittelt, für welche dieser wichtigen Entwicklungen Handlungsbedarf gesehen wird. Die Risikobeobachtungsstelle kann damit ab 2012 in die operative Phase gehen.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • BG-übergreifend
  • UK-übergreifend
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Risikoabschätzung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Risikobeobachtung, Prävention, Risiko, neu auftretende Risiken, Trend, Entwicklung, Unfallversicherungsträger, Wandel der Arbeitswelt

Kontakt