Psychovibration durch Gebäudeschwingungen

Projekt-Nr. IFA 4264

Status:

laufend

Zielsetzung:

An einem betrieblichen Büroarbeitsplatz können verschiedene physikalische Belastungen auf die Mitarbeitenden während ihrer Tätigkeit einwirken. Nicht selten sorgen Schwingungsquellen, wie Produktionsmaschinen in der Fertigung und umliegender Güter- sowie Straßenverkehr, für eine Übertragung der Vibrationen auf das Gebäude, in dem sich die Büroabschnitte befinden. Eine Überschreitung der Auslösewerte nach Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung durch die auf den Menschen über das Gebäude übertragenen Vibrationen ist nicht zu erwarten. Zu niedrig ist die Intensität der wirkenden Belastungen. Im Rahmen zahlreicher Gebäudeschwingungsmessungen haben Gespräche mit den Mitarbeitenden in den Betrieben jedoch gezeigt, dass auch geringe Vibrationen zu einer psychischen Belastung führen können, die unter Umständen die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden beeinflusst. Zusätzlich wird vermutet, dass visuelle Störfaktoren, die sich im unmittelbaren Sichtbereich der Mitarbeitenden befinden, wie gefüllte Flüssigkeitsgläser, umherliegende Klebezettel und sich bewegende Pflanzenblätter, die durch die Gebäudeschwingungen angeregt werden, zu einer Beeinträchtigung führen.

Aktivitäten/Methoden:

Auf einem entwickelten Prüfstand im IFA Referat Vibration können die Schwingungsbelastungen eines typischen Bürogebäudes nachgebildet werden. Dieser Prüfstand besteht aus einem Büroarbeitsplatz, der auf einer zum Untergrund entkoppelten Plattform platziert ist und mittels Schwingungsanreger belastet werden kann. Durch eine Anregung der Plattform mit Sinus-Signalen sowie realen Schwingungsanregungen von Messungen aus den Betrieben kann die individuelle Fühlschwelle an einem Kollektiv von 30 Versuchspersonen ermittelt werden und somit eine Korrelation mit einer möglichen Leistungsbeeinträchtigung (verminderte Konzentrationsleistung, Fehlerzunahme etc.) sowie subjektiv empfundenen psychischen Beanspruchungen (Anspannung, Stress etc.) beobachtet werden. Standardisierte Leistungstests sowie eine zusätzliche Befragung der Versuchspersonen sollen dies bewerten. Im Rahmen der Untersuchungen wird die persönliche Fühlschwelle der jeweiligen Versuchsperson ermittelt, die die Grundlage für die weiteren Untersuchungen definiert. Im Anschluss werden die Versuchspersonen auf dem Prüfstand an einem Bildschirmarbeitsplatz verschiedenen Leistungstests unterzogen, um die Auswirkungen der Schwingungseinwirkungen untersuchen zu können. Diese Leistungstests beinhalten klassische Bürotätigkeiten, wie Textverarbeitungsvorgänge und einfache Rechenaufgaben und sind in der digitalen psychologischen Diagnostik und Psychometrie anerkannte Verfahren. Abschließend werden neben den Schwingungseinwirkungen die Einflüsse verschiedenster visueller Störfaktoren auf die Leistungsfähigkeit bewertet. Da psychologische Gesichtspunkte im Rahmen des Projektes betrachtet werden müssen, ist Anne Gebhardt (IAG) beteiligt und kann insbesondere bei der Gestaltung der Versuchsdurchführung und Probandenbefragung unterstützen. Über die eigentliche Versuchsreihe hinaus sollen die Fühlschwellentests dazu dienen die gewonnenen Erkenntnisse in die Überarbeitung der VDI Richtlinie 2057 Blatt 3 einfließen zu lassen, an der das Referat Vibration federführend beteiligt ist. Außerdem werden die Erkenntnisse aus den Untersuchungen und die möglichen Beeinträchtigungen durch die Schwingungseinwirkungen in den Betrieben Auswirkungen auf die Bürogestaltung haben und für Beratungen, Schulungen sowie zur betriebsärztlichen und sicherheitstechnischen Betreuung genutzt werden.

Stand:

29.04.2025

Projekt

Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG)
  • Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN)
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Psychische Fehlbelastungen, Lärm/Vibrationen

Schlagworte:

Vibration, Psychische Beanspruchung/Belastung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Vibrationen, Gebäudeschwingungen, Büroarbeitsplatz, psychische Belastung, Leistungsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit

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