Evaluation und Weiterentwicklung psychotherapeutischer Interventionen für die Akut- und Rehabilitationsphase nach schweren Brandverletzungen - Teil 2

Projekt-Nr. FF-FR 0083A

Status:

abgeschlossen 01/2010

Zielsetzung:

Im Rahmen einer dreijährigen durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. geförderten Multicenterstudie wurden psychosoziale Auswirkungen von thermischen Traumen umfassend untersucht. Auf Basis dieser Daten sollte ein psychoedukatives, verhaltentherapeutisches Gruppenbehandlungsprogramm speziell für schwer brandverletzte Patienten entwickelt werden, welches die Teilnehmer bei der Wiedereingliederung in ihren sozialen und beruflichen Alltag unterstützen soll. Darüber hinaus war geplant, ein wissenschaftlich fundiertes Konzept zur Steigerung der Compliance brandverletzter Patienten bei der Kompressionstherapie zu erarbeiten. Ziel der Projektfortführung war, die entwickelten praktischen Behandlungsangebote anzuwenden und zu evaluieren. Darüber hinaus sollte die katamnestische Untersuchung der bereits in die Studie einbezogenen Patienten fortgeführt werden, um einen noch größeren längsschnittlichen Datensatz zu erzeugen.

Aktivitäten/Methoden:

An der Durchführung und der Evaluation der Interventionen waren mehrere BG-Kliniken (Ludwigshafen, Berlin, Halle/Saale) und spezielle Reha-Zentren für Schwerbrandverletzte (Moritz-Kliniken, Passauer Wolf) beteiligt: - Fertigstellung des Manuals für das Gruppenbehandlungsprogramm, anschliessend Schulung der Therapeuten der beteiligten Kooperationspartner - Vergleich einer Experimental- (EG) mit einer Kontrollgruppe (KG), zusätzlich Teilnahme der EG am Gruppenbehandlungsprogramm - Evaluation des Gruppenprogramms durch Bezugnahme beider Gruppen zum Ende der Therapie und nach sechs Monaten (verschiedene Variablen u. a. psychische Belastung, Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit) - statistische Auswertung anhand einer multivariaten Varianzanalyse über die verschiedenen Messzeitpunkte - Weiterführung der Katamnese, hierdurch Erstellung von Prognosemodellen zu Risiko- und Resilienzfaktoren bei Brandverletzten für unterschiedliche Patientenuntergruppen - Vergleich von Prävalenzraten psychischer Erkrankungen bei Bandverletzten mit denen in der Normalbevölkerung - Überprüfung der Veränderung hinsichtlich der Prävalenzraten psychischer Störungen im Verlauf

Ergebnisse:

Im Rahmen der Studie wurde die deutschlandweit größte prospektive Stichprobe Brandverletzter zu fünf Messzeitpunkten (von der Akutphase bis drei Jahre später) befragt. Es zeigte sich, dass die Patienten nach dem Unfall häufig unter hoher psychischer Belastung leiden, welche neben der Verletzungsschwere erheblichen Einfluss auf die Länge der Arbeitsunfähigkeit der Betroffenen hat. Zusätzlich zu dieser Längsschnittuntersuchung wurden zwei Interventionen zur gezielten psychosozialen Unterstützung von Brandverletzten entwickelt und ihre Wirksamkeit systematisch evaluiert: Ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Gruppenbehandlungsprogramm für Patienten mit Brandverletzungen, das die Betroffenen dabei unterstützt, sich nach einem Verbrennungsunfall wieder im Alltag zurecht zu finden und psychischen Folgebelastungen vorzubeugen. Das Gruppenbehandlungsprogramm erwies sich als wirksame Intervention zur Reduktion posttraumatischer Symptome nach schweren Brandverletzungen: In der Behandlungsgruppe (n=70) war die Belastung durch posttraumatische Symptome nach der Gruppenteilnahme signifikant reduziert, während sich in der Kontrollgruppe (n=103) keine signifikante Veränderung zeigte. Dieser Effekt blieb auch sechs Monate später stabil. Bei der zweiten Intervention handelte es sich um eine Adhärenz steigernde Kurzintervention für die Kompressionstherapie, welche die Patienten theoretisch wie praktisch auf das Tragen und den Umgang mit den Kompressionsbandagen vorbereiten soll. Die Ergebnisse der erfolgten Erhebung mit 44 Teilnehmern zeigten, dass die Patienten mehr Informationen zur Kompressionstherapie benötigen als sie bisher erhalten, und dass sie die Kurzintervention als hilfreich und interessant bewerteten. Außerdem zeichnete sich ab, dass durch eine Teilnahme an der Kurzintervention eine Steigerung der Tragedauer der Kompressionsbandagen erreicht werden kann.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Projektdurchführung:
  • BG-Unfallklinik Ludwigshafen
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Gefährdungsübergreifende Fragestellungen

Schlagworte:

Physische Beanspruchung/Belastung, Notfallpsychologie, Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Evaluation, Psychotherapie, Brandverletzung