Entwicklung und Evaluation einer Expositionstherapie in der Fahrsimulation zur Behandlung von Fahrangst nach Verkehrsunfällen - Eine Pilotstudie

Projekt-Nr. FF-FR 0232

Status:

abgeschlossen 08/2017

Zielsetzung:

Nach einem Verkehrsunfall leiden in den ersten Wochen bis zu 50 % der betroffenen Personen an Belastungssymptomen, die zu andauernder Fahrangst und Fahrvermeidung führen können. Die Expositionstherapie gilt als Methode der Wahl zur Behandlung von Angststörungen, wobei zunehmend auch virtuelle Verfahren eingesetzt werden. Die Behandlung von Fahrangst in der virtuellen Realität wurde bislang jedoch kaum untersucht.

Aktivitäten/Methoden:

Im Rahmen des vorliegenden Projekts wurde daher eine einwöchige Blockbehandlung mit virtueller Exposition in einem Fahrsimulator für Patientinnen und Patienten mit Fahrangst nach Verkehrsunfällen entwickelt und evaluiert. Die Therapie wurde nach einem standardisierten Therapiemanual durchgeführt und umfasste insgesamt 13 Sitzungen (ausführliche Anamnese, medizinische Konsiliaruntersuchung, zwei vorbereitende Psychotherapiesitzungen, fünf virtuelle Expositionssitzungen im Fahrsimulator, eine abschließende Fahrprobe mit Fahrlehrer als Behavioral Avoidance Test (BAT), eine psychotherapeutische Abschlusssitzung sowie eine telefonische Booster-Sitzung nach sechs Wochen und ein Follow-up-Telefonat nach zwölf Wochen). Die virtuellen Expositionssitzungen fanden in einem High-Fidelity-Simulator mit voll ausgestattetem Mockup (Opel Insignia) statt. Die Expositionsszenarien wurden spezifisch an die individuelle Angsthierarchie der Patientinnen und Patienten angepasst. Insgesamt wurden 14 Personen, die einer Warte- und einer Behandlungsgruppe zugeteilt wurden, behandelt. Die Wirkung der Behandlung wurde anhand verschiedener subjektiver, behavioraler und physiologischer Maße beurteilt.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse belegen einen hervorragenden Erfolg der Behandlung. Alle 14 Patientinnen und Patienten absolvierten im BAT Aufgaben, die sie vorab vermieden hatten. 71 % davon zeigten hierbei auch ein laut Fahrlehrer angemessenes Fahrverhalten. 79 % empfanden dabei weniger Angst als sie vor der Behandlung antizipiert hatten. 93 % konnten den Behandlungserfolg bis zum Follow-up aufrechterhalten. Innerhalb der Wartegruppe, welche die Behandlung nach einer Woche Verzögerung erhielt, zeigten sich keine bedeutsamen Veränderungen im Verlauf der Wartephase. In der abschließenden Evaluation beurteilten die Patienten mit nur einer Ausnahme die Behandlung als gut bis sehr gut. Die Fahrsimulation erweist sich vor allem aufgrund der Möglichkeit zur gezielten Herstellung angstauslösender Verkehrssituationen als äußerst vielversprechendes therapeutisches Medium. In nachfolgenden Studien gilt es, die Behandlung mit einer aktiven Kontrollbedingung zu vergleichen. Darüber hinaus sollten kleinere Ausbaustufen von Simulatoren untersucht werden, um eine großflächige Versorgung Betroffener zu ermöglichen.

Stand:

01.03.2018

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften (WIVW GmbH)
  • Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Psychische Fehlbelastungen

Schlagworte:

Rehabilitation

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Expositionstherapie, Fahrsimulation, Fahrangst, Verkehrsunfall