Manipulation von Schutzeinrichtungen an Maschinen

Projekt-Nr. BGIA 5089

Status:

abgeschlossen 01/2006

Zielsetzung:

Unfalluntersuchungen der gewerblichen Berufsgenossenschaften deuten daraufhin, dass in Betrieben Schutzeinrichtungen an Maschinen offenbar gezielt manipuliert werden. Um Arbeitsunfälle, die auf manipulierte Maschinen zurückzuführen sind, von vornherein zu vermeiden, wurden in einer empirischen Studie die Gründe für Manipulationshandlungen identifiziert und zudem Einschätzungen zur zahlenmäßigen Verbreitung von Manipulationen in den Betrieben erhoben. Basierend auf den Ergebnissen der empirischen Untersuchung entwickelte ein interdisziplinär zusammengesetztes Projektteam gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zur Prävention von Manipulationshandlungen.

Aktivitäten/Methoden:

In der ersten Projektphase wurden die zahlenmäßige Verbreitung und die Gründe für Manipulationen von Schutzeinrichtungen näher untersucht. Dazu entwickelte das Projektteam einen allgemeinen und einen speziellen Fragebogen, der von Technischen Aufsichtspersonen direkt im Betrieb eingesetzt wurde, sobald eine Manipulation entdeckt oder auf sie hingewiesen wurde. Daraus ergaben sich Hinweise auf die Häufigkeit manipulierenden Handelns an Schutzeinrichtungen und mögliche Ansatzpunkte für gezielte Gegenmaßnahmen. Basierend auf den Ergebnissen der ersten Phase wurden dann in einer zweiten Projektphase fachspezifische (sicherheitstechnische, psychologische, ergonomische und die betriebliche Organisation betreffende) Lösungsmöglichkeiten entwickelt und in einem Report dokumentiert. Sechs Kommentare von Unternehmensvertretern (Hersteller von Schutzeinrichtungen und von Maschinen sowie Maschinenbetreiber) kommentieren innerhalb des Reports die in der Untersuchung gefundenen Ergebnisse. Eine juristische Einordnung der Verantwortlichkeit und Haftung bei der Manipulation von Maschinen bildet den Schlusspunkt der Publikation.

Ergebnisse:

Die Aktualität und Brisanz der explorativ angelegten Untersuchungen soll in einem kleinen Ausschnitt aus dem Ergebnispool angedeutet werden: Das Ausmaß von Manipulationen in Betrieben ist nach Einschätzung von fast 1000 Arbeitsschutzexperten erheblich. Im Mittel etwa ein Drittel aller Schutzeinrichtungen an Maschinen ist nach Auskunft dieser Personengruppe ständig oder vorübergehend manipuliert. Bei den Bedienern liegt eine signifikante Unterschätzung des durch die Manipulation erhöhten Gefährdungspotenzials vor. Negative Verhaltenskonsequenzen für den Manipulierenden bleiben in vielen Fällen aus (Duldung), was in Kombination mit verhaltensverstärkenden Aspekten (höheres Arbeitstempo) Manipulationshandlungen unterstützt. Die Schnittstelle von Mensch, Maschine und Schutzeinrichtung ist in vielen Fällen nicht benutzerfreundlich und somit auch nicht ergonomisch gestaltet. So schränkt die Verwendung mancher Schutzeinrichtungen das Arbeitstempo deutlich ein und begünstigt somit die Manipulationsabsicht. Manipuliert wird vor allem für folgende Betriebsarten bzw. notwendigen Eingriffe: Einrichten, Störungsbeseitigung, Umbauen, aber auch für den Automatikbetrieb. Die Beobachtbarkeit des Arbeits- bzw. Bearbeitungsprozesses ist ein bedeutender Grund für Manipulationshandlungen. Manipulationen werden auch an aktuellen und modernen Maschinen vorgenommen, die offenbar noch wenig bedienergerechte Sicherheitslösungen vorweisen. In einigen Fällen sind Manipulationen der Schutzeinrichtung bzw. Maschine notwendig, um beispielsweise Wartungsarbeiten überhaupt durchführen zu können. Die Ergebnisse zeigen Defizite auf allen Ebenen betrieblichen Handelns auf: Mensch, Technik und Organisation. Zudem erscheint das Thema Manipulation in vielen Betrieben, aber auch im Arbeitsschutz allgemein, noch nicht adäquat repräsentiert.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliches Institut Arbeit und Gesundheit - BGAG
  • Berufsgenossenschaft Metall Süd
  • Norddeutsche Metall-Berufsgenossenschaft
  • Maschinenbau- und Metall-Berufsgenossenschaft
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
  • FA MFS
Branche(n):

Maschinenbau

Gefährdungsart(en):

Mechanische Gefährdungen, Gestaltung von Arbeit und Technik

Schlagworte:

Maschinensicherheit, Unfallverhütung, Technikgestaltung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Manipulation, Schutzeinrichtungen, Maschinen, Umgehen von Schutzeinrichtungen, empirische Analyse, Dokumentenanalyse, Manipulationsgründe, Handlungsplan, Report