Passivrauchen: Bestimmung von Acrylnitril und Nikotin in Arbeitsbereichen

Projekt-Nr. BGIA 2074

Status:

abgeschlossen 09/2008

Zielsetzung:

Passivrauch wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als erwiesenermaßen humankanzerogener Arbeitsstoff nach K1 eingestuft. Zu einer berufsbedingt besonders hoch exponierten Gruppe zählen Beschäftigte im Gastgewerbe, die bislang am Arbeitsplatz nicht geschützt waren. Zur Abschätzung des gesundheitlichen Risikos an entsprechenden Arbeitsplätzen musste ermittelt werden, welchen Mengen von Passivrauch Gastronomiebeschäftigte ausgesetzt sind und wie viel davon in den Körper aufgenommen wird.

Aktivitäten/Methoden:

Zu diesem Zweck wurden bestimmte Passivrauch-Leitkomponenten im Atembereich von nichtrauchenden Beschäftigten gemessen. Parallel dazu wurde von diesen Personen die "innere Belastung" bestimmt, und zwar durch Untersuchung von biologischem Material, wie Blut, Urin und Speichel. Dieser zweite Teil des Projekts wurde vom BGFA - Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung in Bochum durchgeführt. Ziel war es zu ermitteln, ob Korrelationen zwischen "äußerer" und "innerer" Belastung vorhanden sind. In einem ersten Arbeitsschritt wurden Verfahren für die Messung der Leitkomponenten Acrylnitril und Nikotin in Arbeitsbereichen entwickelt. Aufgrund der voraussichtlich sehr niedrigen Konzentrationen dieser Stoffe an entsprechenden Arbeitsplätzen mussten Bestimmungsgrenzen im Bereich von 0,1 µg/m³ erreicht werden. Anschließend wurden in Kooperation mit dem BGFA in umfangreichen Messreihen Proben in Gaststätten genommen und ausgewertet.

Ergebnisse:

Im Rahmen des Projektes wurden Analysenverfahren zur Bestimmung von Nikotin und Acrylnitril in der Raumluft entwickelt und validiert. Die Probenahme von Nikotin erfolgt auf XAD-4-Röhrchen bei einer empfohlenen Probenahmedauer von vier Stunden und einem Volumenstrom von einem l/min. Nach Extraktion der Röhrchen wird mittels Gaschromatographie und stickstoffselektivem Detektor (GC/NSD) analysiert. Die Bestimmungsgrenze des Verfahrens beträgt 0,1 µg/m³. Die Probenahme von Acrylnitril erfolgt auf Aktivkohleröhrchen -Typ B bei einer empfohlenen Probenahmedauer von fünf Stunden und einem Volumenstrom von 0,66 l/min. Die Analyse erfolgt mittels Gaschromatographie mit stickstoffselektivem Detektor. Die Bestimmungsgrenze des Verfahrens beträgt 0,1 µg/m³. Die Analysenverfahren wurden bei Messungen in verschiedenen Gastronomiebetrieben in Bochum und Köln im Frühsommer 2008 eingesetzt, um die Passivrauchbelastung von nichtrauchenden Beschäftigten zu ermitteln. Insgesamt wurden 134 personengetragene und stationäre Messungen durchgeführt. Stationär wurde an besonders hoch belasteten Orten (Tresenbereich) gemessen, parallel wurden personengetragene Messungen am Gastronomiepersonal vorgenommen. Vom BGFA wurden bei den beteiligten Personen parallel Humanproben entnommen und auf Nikotin- und Acrylnitrilmetabolite untersucht. Nikotin und Acrylnitril wurden an allen Messorten gefunden. Die Nikotinkonzentrationen lagen zwischen 1,2 und 152 µg/m³ und die Acrylnitrilkonzentrationen zwischen 0,1 und 8,2 µg/m³, mit einer guten Korrelation (r = 0,83.) Die höchsten Belastungen fanden sich in einer Diskothek (Nikotin: Mittelwert 74,6 µg/m³, Acrylnitril: Mittelwert 5,0 µg/m³ und die niedrigsten Konzentrationen wurden in Cafes bestimmt (Nikotin: Mittelwert 13,8 µg/m³, Acrylnitril: Mittelwert 0,8 µg/m³). In Abhängigkeit vom Tätigkeitsprofil konnten unterschiedliche Belastungen für das Gastronomiepersonal festgestellt werden. Personen, die sich in einem begrenzten Bereich (Theke) des Lokals aufhielten, hatten zum Teil deutlich höhere Belastungen als das Bedienpersonal. Die Ergebnisse zeigten auch einen tageszeitlichen Trend, wobei die höchsten Belastungen am späten Abend festgestellt wurden.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • BGIA - Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
  • BGFA - Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
Branche(n):

Gastgewerbe

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Gefahrstoffe

Schlagworte:

Krebserregende Stoffe, Messverfahren, Exposition

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Passivrauchen, Acrylnitril, Nikotin, Verfahrensentwicklung, Gaschromatographie, Stickstoffselektiver Detektor (NSD), Expositionsmessung, Gaststätten