Ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen in Leitwarten nach der Bildschirmarbeitsverordnung

Projekt-Nr. IFA 5112

Status:

abgeschlossen 11/2011

Zielsetzung:

Industrielle Produktionsprozesse (z. B. Produktionssteuerung, verfahrenstechnische Prozesse) oder Dienstleistungsprozesse (z. B. Einsatzplanung von Krankenwagen, Überwachung und Steuerung von Verkehrsströmen) werden zunehmend von Leitwarten aus über rechnergestützte Prozessleitsysteme überwacht und gesteuert. Die Operateure werden in solchen Leitwarten bei der Bearbeitung ihrer Aufgaben durch Bildschirm-Rechner-Einheiten unterstützt. Damit handelt es sich bei diesen Tätigkeiten um Bildschirmarbeit im Sinne der BildscharbV. Für die Gestaltung der Aufgaben und ihrer Ausführungsbedingungen bei diesen Tätigkeiten sind somit Anforderungen der BildscharbV relevant, durch die ein Mindestmaß an Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten sichergestellt werden soll. Für das von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) initiierte und geförderte Projekt "Bildschirmarbeit in Leitwarten - Handlungshilfen zur ergonomischen Gestaltung von Arbeitsplätzen nach der Bildschirmarbeitsverordnung" wurde das Projektangebot ausgewählt, das die Gesellschaft für Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologische Forschung (GAWO e. V.) in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) eingereicht hatte.

Aktivitäten/Methoden:

Mit Unterstützung des IFA bei einer intensiven Literaturrecherche und in einem mehrstufigen Iterationsprozess zur Entwicklung einer Checkliste mit 274 Beurteilungs- und Gestaltungsmerkmalen wurde eine Analyse und Beurteilung von Bildschirmarbeit in Leitwarten im Rahmen des BAuA-Projektes möglich. Es wurden Merkmale spezifisch für Bildschirmarbeit in Leitwarten entwickelt, die den Anforderungskatalog der BildscharbV breit abdecken. Das IFA beteiligte sich an einer Evaluation eines Checklisten-Entwurfs in einem Betrieb. Auch die finale strukturelle und inhaltliche Überarbeitung der Checkliste wurde aktiv vom IFA unterstützt. Mitarbeiter der GAWO e. V. führten dann mehrschichtige Intensivstudien in 24 Leitwarten durch und orientierten ihre umfangreichen Analysen an der Struktur und den Inhalten der Checkliste. Das IFA gab Anregungen und Empfehlungen zur Durchführung dieser Untersuchungen in den Leitwarten sowie zur inhaltlichen und methodischen Durchführung der Datenanalysen bezogen auf 144 Arbeitsplätze in Betrieben der Branchen Produktion, Energie, Verkehr, Sicherheit, Telekommunikation und Medien. Die Beobachtungen und Messungen in den Leitwarten mithilfe der Merkmale der Checkliste erlaubten eine Aussage über den Ist-Zustand der Gestaltung und einen Abgleich mit einem Soll-Zustand, der auf Merkmalsebene aus der Literatur abgeleitet war. Mithilfe der Auswertungen sollten auch Informationen über den Stand der Umsetzung der Schutzziele der BildscharbV gewonnen und Handlungsempfehlungen entwickelt werden können.

Ergebnisse:

Die Analysen der qualitativen und quantitativen Daten ließen erkennen, dass in allen untersuchten Leitwarten umfangreicher Handlungsbedarf besteht, um die Schutzziele der BildscharbV zu erreichen. Ein großer Teil identifizierter Gestaltungsmängel bezieht sich auf die Berücksichtigung von Prozessen menschlicher Informationsverarbeitung bei der Dialoggestaltung der Mensch-System-Interaktion. Das IFA war in die Dokumentation und Präsentation der Ergebnisse eingebunden. Darüber hinaus wurden in einem Workshop der BAuA zum Projekt mit Interessierten aus Unternehmen, Verbänden, Forschung, Behörden und Unfallversicherungsträgern auch vom IFA Beiträge aus dem Projekt vorgestellt und Inhalte mit den Teilnehmern des Workshops interaktiv erarbeitet. Zur Vermeidung von Gefährdungen, zur Verhütung von Unfällen und zur Sicherstellung von Sicherheit und Gesundheitsschutz sind grundsätzlich vielfältige Maßnahmen verfügbar. Das IFA konnte auch zu Handlungsempfehlungen beitragen, die neben den übrigen Ergebnissen aus dem BAuA-Projekt veröffentlicht wurden und werden sollen.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
  • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • Gesellschaft für Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologische Forschung e.V.
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Gestaltung von Arbeit und Technik, Gefährdungsübergreifende Fragestellungen

Schlagworte:

Bildschirmarbeit, Mensch-Maschine-Schnittstelle, Anlagensicherheit

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Mensch-Maschine-Interaktion, Bildschirmarbeit, Leitwarte, Leitzentrale, Prozessführung, Dialoggestaltung, Überwachungs- und Steuerungstätigkeit, Bediensicherheit, Usability, Human Factors