Ergonomie an Montagearbeitsplätzen

Projekt-Nr. BGIA 4125

Status:

abgeschlossen 02/2008

Zielsetzung:

Laut dem jährlichen Unfallverhütungsbericht Arbeit der Bundesregierung werden durchschnittlich ca. 25 % aller Arbeitsunfähigkeitstage durch Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes verursacht. Arbeitsbedingte Belastungsfaktoren sind u. a. Zwangshaltungen, statische Körperhaltungen und repetitive Tätigkeiten, die häufig an Montagearbeitsplätzen vorkommen. Eine Optimierung der Gestaltung dieser Arbeitsplätze führt in den meisten Fällen zu einer deutlichen Belastungsreduzierung. Dabei ist die Berücksichtigung von anthropometrischen Körpermaßen in der Regel nicht ausreichend, sondern auch die Art der an diesem Arbeitsplatz auszuführenden Tätigkeit ist eine wichtige Grundlage für eine Arbeitsplatzoptimierung. Im Rahmen des Projektes sollen ergonomische Montagearbeitsplätze gegenüber konventionellen evaluiert werden. Die Ergebnisse stellen dann eine Grundlage für eine allgemeine Handlungsanleitung für die ergonomische Gestaltung von Montagearbeitsplätzen dar, die zukünftig den Mitgliedsbetrieben der Berufsgenossenschaft Elektro Textil Feinmechanik (BGETF) zur Verfügung gestellt werden kann.

Aktivitäten/Methoden:

Über eine Literaturrecherche wurden zunächst die bisherigen Erkenntnisse zur Gestaltung von Montagearbeitsplätzen und arbeitswissenschaftliche Untersuchungen an Montagearbeitsplätzen gesichtet und bewertet. Es wurde ein Fragebogen entwickelt, mit dem Belastungen und Beschwerden bei Beschäftigten an Montagearbeitsplätzen in Mitgliedsbetrieben der BGETF erfasst wurden. Parallel wurde ein ergonomischer Montagearbeitsplatz entwickelt, da nach Recherchen ein kommerzieller Arbeitsplatz, der die anthropometrischen Anforderungen der Beschäftigten ausreichend berücksichtigt, nicht verfügbar war. Der neu gestatete Arbeitsplatz wurde in sechs ausgewählten Betrieben installiert und die Beschäftigten wurden in die Nutzung des Arbeitsplatzes eingewiesen. Mithilfe des CUELA-Messsystems wurde bei 15 Probanden nachfolgend die Belastungssituation vergleichend am alten und neuen Arbeitsplatz erfasst. Arbeitsumgebungsfaktoren, Arbeitsplatzmaße und ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes wurden durch Erfassungsbögen dokumentiert.

Ergebnisse:

460 Fragebögen zur Belastungs- und Beanspruchungssituation an Montagearbeitsplätzen wurden in 13 verschiedenen Fertigungsbetrieben ausgegeben. Hiervon konnten 343 Fragebögen (Rücklaufquote von 74,6 %) einer statistischen Auswertung unterzogen werden. Als Ergebnis konnte festgestellt werden, dass die Mehrzahl von Montagearbeitsplätzen schwer individuell anpassbar sind, obwohl dies für die Tätigkeiten notwendig und für die Beschäftigten wünschenswert wäre. Als meistgenannte Belastungsfaktoren wurden der überwiegende Einsatz mit der Hand, ungünstige Oberkörperhaltungen, dauerndes Stehen und Bewegungsmangel genannt. Dies spiegelt sich auch in den Angaben der Beschwerden wider: Der Anteil von Beschäftigten mit Muskel-Skelett-Beschwerden war recht hoch (ca. 70 %). Hiervon waren 63 % (n= 142) sogar in ärztlicher Behandlung. Mit CUELA-Messungen wurden Arbeitsschichtprofile der Körperhaltung und die Nutzung des ergonomischen Montagearbeitsplatzes quantifiziert. Die Messergebnisse ergaben, dass nur 27 % der Probanden die Sitz-Steh-Dynamik zur Vermeidung einseitiger Arbeitshaltungen nutzten. Dies steht im Widerspruch zur Befragung, in der 47 % der Probanden eine Nutzung dieser Funktion angaben. Positiv war zu erkennen, dass die Bewegungsaktivität der unteren Extremitäten durch den ergonomisch gestalteten Beinfreiraum am neuen Arbeitsplatz signifikant zunahm. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die anthropometrischen Anforderungen aus der Normung keine ausreichende Berücksichtigung bei den Herstellern von Montagearbeitsplätzen und Arbeitsstühlen finden und trotz intensiver Unterweisung und Eingewöhnungsphase die ergonomischen Eigenschaften des Arbeitsplatzes von den Probanden nur unzureichend genutzt wurden. Die Erkenntnisse können nun in einer Handlungsanleitung für Betriebe aufbereitet werden. Bei der Implementierung ergonomischer Montagearbeitsplätze ist darauf zu achten, dass die Betriebe noch intensiver begleitet werden.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG)
Projektdurchführung:
  • Berufsgenossenschaftliches Institut Arbeit und Gesundheit - BGAG
  • Berufsgenossenschaft Elektro Textil Feinmechanik
Branche(n):

Elektrotechnik

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Gestaltung von Arbeit und Technik

Schlagworte:

Arbeitsplatzgestaltung, Ergonomie, Demographie

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Montagearbeitsplätze, Ergonomie, Handlungsanleitung, repetitive Tätigkeiten, Verhaltens- und Verhältnisprävention, Arbeitsgestaltung, Praxislösungen, physische Belastungen, Beanspruchungen