Prävention von CTS-Erkrankungen in der kolumbianischen Blumenindustrie

Projekt-Nr. IFA 4171

Status:

abgeschlossen 12/2011

Zielsetzung:

In Deutschland wurde 2009 das Carpaltunnelsyndrom (CTS) als neue Berufskrankheit in die Berufskrankheitenliste aufgenommen. In Kolumbien wird CTS von der Unfallversicherung ARP SURA bereits seit vielen Jahren als Berufskrankheit geführt und es wurden einige Erfahrungen in der Expositionsermittlung gesammelt. Zusammen mit der Universität Javeriana Bogota hatte ARP SURA ein Präventionsprojekt zur Vermeidung von CTS in der kolumbianischen Blumenindustrie gestartet, einem der Bereiche mit der höchsten CTS-Erkrankungsrate in Kolumbien. Das Instutit für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hat ein spezielles CUELA-System zur Erfassung und Bewertung von CTS-Risikofaktoren entwickelt und wird dieses zur objektiven Expositionsermittlung an Arbeitsplätzen einsetzen. Sowohl ARP SURA als auch IFA arbeiten an einem Verfahren zur Bewertung des CTS-Risikos aus den objektiv erhobenen Expositionsdaten.
Ziel des Projekts war daher die Entwicklung eines Verfahrens zur Bewertung des CTS-Risikos unter Nutzung der erhobenen objektiven CUELA-Messdaten in der kolumbianischen Blumenindustrie.

Aktivitäten/Methoden:

Vor diesem Hintergrund wurde ein Kooperationsprojekt gestartet, in dem mit CUELA-Messtechnik Expositionsdaten in verschiedenen Bereichen der kolumbianischen Blumenindustrie erhoben und mit dem Ziel der Ableitung geeigneter Präventionsmaßnahmen ausgewertet wurden. Ferner sollten die Daten einem Modell zur CTS-Risikoabschätzung der Universität Javeriana Bogota zugeführt werden.
Hierzu wurden zunächst in acht kolumbianischen Blumenzuchtbetrieben die Belastungsprofile von jeweils fünf Probanden mit CUELA aufgenommen. Zusätzlich fanden Befragungen und Untersuchung der Beschäftigten durch die Universität Javeriana Bogota statt. Die CUELA-Messdaten wurden so aufbereitet, dass für die untersuchten Tätigkeiten Kennwerte zur Repetitivität und zum Zeitverlauf von Gelenkwinkelstellungen ermittelt werden konnten. Diese sollten wiederum als Eingangsdaten in das von der Universität Javeriana Bogota entwickelte Modell zur Risikoabschätzung einfließen.

Ergebnisse:

Die Punktprävalenzen (Prävalenzen zu einem festen Zeitpunkt) für CTS-Erkrankungen und Epikondylitis unter den untersuchten Beschäftigten in der kolumbianischen Blumenindustrie betrugen 32,9 % bzw. 15,2 %. Die CUELA-Messungen ergaben tätigkeitsspezifische Expositionsdaten für die Risikofaktoren Gelenkwinkel, Gelenkwinkelgeschwindigkeiten, Repetition und Krafteinwirkung, die als Eingabedaten für das CTS-Risikoabschätzungsmodell der Universität Javeriana Bogota genutzt wurden. Hieraus wurde eine Struktur und Bewertungsklassifikation für CTS-Risikofaktoren abgeleitet, die nun beim Aufbau einer IFA-Datenbank für tätigkeitsbezogene CTS-Expositionen genutzt wird.
Auf der Basis der Expositionsdaten wurden technische, organisatorische und persönliche Präventionsmaßnahmen zur Verbesserung der Belastungssituationen zusammen mit den kolumbianischen Betrieben entwickelt und in der Praxis implementiert.

Stand:

26.06.2012

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
  • ARP SURA
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • ARP SURA Unfallversicherung Bogota, Kolumbien
  • Pontificia Universidad Javeriana Bogota, Kolumbien
Branche(n):

-branchenübergreifend-

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren

Schlagworte:

Ergonomie, Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen), Risikoabschätzung

Weitere Schlagworte zum Projekt:

kolumbianische Blumenindustrie, Carpaltunnesyndrom (CTS), Expositionsermittlung, CUELA, Risikoabschätzung