Digitaler Fachgruppentag Gesundheitsmanagement: "Sicherheit und Gesundheit in Veränderungsprozessen"

02. November 2020 (Online-Veranstaltung)

Bild: Robert Kneschke - fotolia.com

Am 2. November 2020 fand der Fachgruppentag Gesundheitsmanagement des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM) in Kooperation mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (DGUV) statt. Neben dem Fachbereich "Gesundheit im Betrieb" (FB GiB) engagierte sich auch Anabel Ternès von Getyourwings mit einem Vortrag und in einem Workshop. Hintergrund für unser Engagement war es, damit eine neue und wichtiger werdende Zielgruppe in den Betrieben, nämlich die Personalerinnen und Personaler zu erreichen.

Da 2020 bis zum jährlichen Fachgruppentag, bedingt durch Corona, alles anders verlief als ursprünglich geplant, warf das die zentrale Frage auf, welche neuen Anforderungen sich hieraus für die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten ergeben?

Janina Grix, Mitglied der Fachgruppe Gesundheitsmanagement des BPM, moderierte die Veranstaltung und Anke Brinkmann, Leiterin dieser Fachgruppe, eröffnete den Tag.

Frau Ludwig, Leiterin des FB GiB, begrüßte ebenfalls, stellte kurz die Kernaufgaben der gesetzlichen Unfallversicherung und den Fachbereich "Gesundheit im Betrieb" (PDF, 1,1 MB, nicht barrierefrei) vor. Zudem gab sie einen Überblick darüber, wie Sicherheit und Gesundheit nachhaltig im Betrieb verankert werden können.

Frau Taşkan, Leiterin des Sachgebietes "Psyche und Gesundheit in der Arbeitswelt" des FB GiB, und Frau Dr. Zieschang, Mitglied des Sachgebietes "Beschäftigungsfähigkeit" des FB GiB, betonten die Herausforderungen Homeoffice sicher und gesund zu gestalten. Auch für die Arbeit im Homeoffice gelten das Arbeitsschutz- und das Arbeitszeitgesetz, d. h. die menschengerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes, Arbeitszeiten und Pausenregime sind auch zu Hause einzuhalten.

Frau Taşkan wies in ihrem Beitrag "Mobiles Arbeiten und psychische Belastung" (PDF, 928 kB, nicht barrierefrei) auf Chancen und Risiken für die Gesundheit der Beschäftigten im Homeoffice sowie mögliche Gestaltungserfordernisse für gesunde Arbeitsbedingungen hin. Dazu stellte sie Definitionen der Begrifflichkeiten – Teleheimarbeit, Mobile Arbeit usw. – und wissenschaftliche Erkenntnisse zu Arbeitszeit, Arbeitsintensität, Emotionaler Inanspruchnahme, Sozialen Beziehungen, Ergonomie und Qualifikation sowie Kultur vor. Die aktuellen Forschungsergebnisse zur Coronapandemie lassen erahnen, dass Homeoffice als Arbeitsform weiterverbreitet und etabliert werden wird.

Frau Dr. Zieschang gab in ihrem Impuls "Gesundes Arbeiten – auch zu Hause" (PDF, 1,4 MB, nicht barrierefrei) zu drei Schwerpunkten – Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsumgebung und Pausengestaltung – praktische Tipps, wie diese Anforderungen auch im privaten Umfeld erfüllt werden können. Der Arbeitgebende ist in diesem Arbeitskontext – ebenso wie im betrieblichen Büro – verpflichtet, eine Beurteilung der Arbeitsbedingungen (Gefährdungsbeurteilung) vorzunehmen. Dies geschieht am besten gemeinsam mit dem Beschäftigten und setzt auf beiden Seiten eine qualifizierte Sicherheits- und Gesundheitskompetenz voraus.

Herr Prüße, Leiter des Sachgebietes "Veränderung der Arbeitskulturen" des FB GiB, berichtete unter dem Titel "Werden wir es schaffen die COVID-19 Pandemie kulturell zu nutzen?" (PDF, 721 kB, nicht barrierefrei) aus einer aktuellen Umfrage innerhalb der Unfallversicherungsträger (UVT), die zeigte, dass die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten im nichtproduktiven Gewerbe gut mit der Homeoffice-Situation umgehen kann. Auch wurde den Arbeitgebenden größtenteils ein achtsames Krisenmanagement attestiert. Anderseits scheinen vorhandene Defizite, wie beispielsweise fehlende Regelungen zur flexiblen Arbeitszeit, ungenügende technische Ausstattung, Mangel an Delegationsfähigkeit und Vertrauen, im Homeoffice zu eskalieren. Im Ergebnis hat die Pandemie den digitalen Wandel beschleunigt, "alte Probleme" einer sicheren und gesunden Unternehmenskulturgestaltung jedoch nicht gelöst. Diese Herausforderung verlangt eine engere Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsfachkräften, Personaler*innen, Führungskräften, Betriebsärztinnen und Betriebsärzten sowie Mitarbeitervertretungen. Diesen Wandel zu gestalten, unterstützen die Tools der kommmitmensch Kampagne der DGUV.

Ab Mittag gingen die Teilnehmenden nach dem Impulsvortrag von Anabel Ternès zum Thema "Führen" (abrufbar im Archiv des BPM) in verschiedene Break Out-Sessions:

  • "Psychische Belastungen beim Mobilen Arbeiten – gestalten Sie schon oder warten Sie noch ab"
  • "My home is my office – Wie geht das zusammen?"
  • "Verändern sich Selbstverständnis, Rollen und Schnittstellen von Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz im Betrieb durch die Pandemie?"
  • "Mobiles Arbeiten und Führung – wie verändert sich Führung durch die veränderten Arbeitsformen" und
  • "Virtuell noch besser führen - eine Utopie?".

Dabei wurden Impulse zur Umsetzung gesetzt sowie theoretische Hintergründe vertieft. Wichtige Erkenntnis war, dass es viele gute Tools und Ideen gibt, die nun in den Alltag integriert werden müssen. Es braucht Menschen, die mutig sind, neue Wege zu gehen. Eine sichere und gesunde Arbeitswelt von morgen benötigt Persönlichkeiten, die strukturiert Teams befähigen, sich selbst zu organisieren, um agiler auf die herausfordernden Umweltbedingungen reagieren zu können. Für die Führung heißt es, durch klare und verbindlich gelebte Spielregeln, den Rahmen für mehr Vielfalt und Flexibilität zu setzen.

Zum Abschluss gab es "Take Home Messages für Sie" (PDF, 489 kB, nicht barrierefrei) von der Leiterin des FB GiB. In diesen wurde explizit auf die Expertise und kostenlosen Beratungsmöglichkeiten durch die zuständigen UVT, denn: jeder Betrieb gehört einem UVT an, hingewiesen. Zum Nachlesen gab es Einblicke auf die Internetseiten mit den verschiedenen zur Verfügung stehenden Medien des FB GiB und seiner Sachgebiete sowie Verweise auf Unterstützungsangebote zum Mobilen Arbeit, wie die kommmitmensch-Dialoge.

Personaler, Führungskräfte und Expert*innen für Betriebliches Gesundheitsmanagement waren sich einig, dass in der aktuellen Situation klare Kommunikation und abgestimmte Regeln eine Notwendigkeit für Führungskräfte und Beschäftigte sind.

Die virtuelle Veranstaltung wurde von den Teilnehmenden als auch von den Akteuren als sehr gelungen und bereicherend empfunden.