Akustik in Mehrpersonenbüros

Ein Mann im Büro telefoniert und lacht, der Kollege hält sich die Ohren zu

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Bild: DragonImages - stock.adobe.com

Arbeitsumgebungen unterliegen durch die Entwicklung neuer Technologien einem stetigen Wandel. Sowohl Beschäftigte als auch Unternehmen bringen neue Ideen und Strukturen in die Raum- und Bürogestaltung ein. Dadurch entstehen unterschiedliche Bürokonzepte. Eine besondere Herausforderung an die akustische Planung stellen Büros mit mehreren Beschäftigten oder gar mehreren Funktionszonen dar, u. a. als Open Plan Offices und Shared Desk Offices bezeichnet. Beschäftigte in solchen Büros klagen häufig über fehlende Privatsphäre und die Störung durch Sprache der anderen. Dadurch verringert sich die Konzentrationsfähigkeit und Produktivität der Beschäftigten. Auch ist es erwiesen, dass in Open Plan und Shared Desk Offices im Vergleich zu Einzelbüros ein fast doppelt so hoher Krankenstand herrscht (vgl. Bodin Danielsson et al., 2014 ()). Als Vorzug eines Mehrpersonenbüros wird zwar häufig die Förderung der Kommunikation genannt - tatsächlich wurde jedoch beobachtet, dass sich die Kommunikation eher von der direkten Ebene auf Instant Messaging und Mailverkehr verlagert (s. Bernstein und Turban, 2018 ()).

Open Plan oder Open Space Offices, Mehrpersonen- oder Großraumbüros bedürfen einer besonders gründlichen akustischen Planung. Neben einer Grundausstattung in Form einer Akustikdecke und eines Teppichbodens muss jeder weitere Planungsschritt den Tätigkeiten im jeweiligen Büro angepasst werden. So ist darauf zu achten, dass in Bereichen konzentrierten Arbeitens keine Gespräche und Telefonate geführt werden, um keine Störung hervorzurufen. Umgekehrt kann in Zonen mit Teamarbeitsplätzen und erhöhtem Kommunikationsaufkommen keine konzentrierte Arbeit stattfinden. Auch sollte die gegenseitige Störung durch verschiedene Teams ausgeschlossen sein. Eine ausreichende Anzahl von Rückzugs- und Besprechungsräumen sowie die Einbeziehung der Beschäftigten in die Planung erhöhen die Akzeptanz und fördern die erfolgreiche Zusammenarbeit in solchen Büros.

Am Anfang einer Büroraumplanung steht immer eine Tätigkeitsanalyse. Eine darauf basierende Büroraum- und Bürozonengestaltung sollte selbstverständlich sein.

Seitens der staatlichen Regelwerke gelten für Mehrpersonen- und Großraumbüros die Technischen Regeln für Arbeitsstätten ASR A3.7 "Lärm" (). Diese stellen raumakustische Anforderungen an die Nachhallzeit für die Nutzungsarten "Callcenter" und "Mehrpersonen- und Großraumbüros" (vgl. Rechtliche Vorgaben zu Arbeitsplatzlärm). Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten ASR A1.2 "Raumabmessungen und Bewegungsflächen" () formulieren ebenfalls grundlegende Bedingungen, die der Akustikplanung zuträglich sind.

Weitere Planungs- und Gestaltungshilfen bieten die DGUV Information 215-443 "Akustik im Büro" (), die Norm DIN EN ISO 3382-3 und die Richtlinie VDI 2569 - sowie die Praxishilfen des IFA zu Mehrpersonenbüros.

Die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten muss und kann auch im Zeitalter effektiver Flächennutzung und ästhetischer Ansprüche an erster Stelle stehen.


Veröffentlichungen

Selzer, J.; Schelle, F.: Akustik in Mehrpersonenbüros (PDF, 634 kB, nicht barrierefrei) . sicher ist sicher 70 (2019) Nr. 7-8, S. 334-338

Selzer, J.; Schelle, F.: Messung und Beurteilung der Raumakustik in Mehrpersonenbüros (PDF, 1,2 MB, nicht barrierefrei) . Lärmbekämpfung 13 (2018) Nr. 6, S. 226-230

Selzer, J.: Dos and Don‘ts in Open Plan Offices (PDF, 208 kB, nicht barrierefrei) . Vortrag auf der Fachmesse acoustex, 2018

Ansprechpartner

Jan Selzer

Arbeitsgestaltung, Physikalische Einwirkungen

Tel: +49 30 13001-3424
Fax: +49 30 13001-38001


Dr. Florian Schelle

Arbeitsgestaltung, Physikalische Einwirkungen

Tel: +49 30 13001-3410
Fax: +49 30 13001-38001