
abgeschlossen 12/2024
Im Sommer 2020 wurde am DGUV Standort Sankt Augustin eine Online-Umfrage mit dem Titel "Veränderungen im Schlaf- und Arbeitsrhythmus bei coronabedingtem mobilem Arbeiten im häuslichen Bereich" durchgeführt. Die Ergebnisse wurden veröffentlicht (Hirschwald et al. 2022). Die wichtigsten Veränderungen bei mobilem Arbeiten waren die Verlängerung der Zeit-im-Bett (als indirektes Maß für die Schlafdauer), die Verringerung der Häufigkeit von Tagesmüdigkeit, eine größere Zufriedenheit mit der eigenen Schlafqualität sowie der Zusammenhang zwischen Chronotyp und Schlafrhythmus. Spätere Chronotypen zeigten spätere Aufstehzeiten.
Im Befragungszeitraum Juli/August 2020 waren die Freizeitaktivitäten pandemiebedingt noch stark eingeschränkt. Beim plötzlichen Übergang von täglicher Anwesenheit im Büro zu überwiegend mobiler Arbeit waren die häuslichen Bedingungen sehr unterschiedlich. Es fehlte vielen Beschäftigten die Routine und teilweise auch die Ausstattung für das mobile Arbeiten. In vielen Familien mussten neben der Arbeit zu Hause auch die Kinder betreut werden, weil Kitas und Schulen zeitweise geschlossen waren.
Daher wurde 2023 mit einer erneuten Befragung am DGUV Standort Sankt Augustin überprüft, ob die Ergebnisse der ersten Befragung auch im Follow-Up mit Routine bei mobilem Arbeiten reproduzierbar sind.
Mit der Follow-Up-Befragung im Sommer 2023 wurden die Unterschiede im Schlafverhalten, der Tagesmüdigkeit und der Zufriedenheit an Präsenztagen im Büro und an Homeoffice-Tagen mit den gleichen Fragen wie 2020 erhoben. Chronotyp, Alter und nächtliche Störungen wurden gleichermaßen erfragt. Der Fragebogen wurde um Fragen zur üblichen Anzahl der Homeoffice-Tage pro Woche und zur Teilnahme an der Befragung im Sommer 2020 (ja/nein/weiß nicht) ergänzt. An der Befragung 2023 konnten alle Beschäftigten am Standort Sankt Augustin teilnehmen – unabhängig davon, ob und wie häufig sie im Homeoffice arbeiteten.
Analog zu 2020 wurde die Umfrage online über die Plattform SoSciSurvey durchgeführt. SoSciSurvey ist datenschutzkonform nach Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und der Datenschutzgrundverordnung (DSVGO, GDPR). Die Befragung war anonym.
Die Ergebnisse der Befragung 2023 bestätigten den Trend zu längerer Schlafdauer (Zeit-im-Bett), weniger Tagesmüdigkeit, mehr Zufriedenheit mit der eigenen Schlafqualität und einen signifikanten Zusammenhang zwischen Chronotyp und Schlafrhythmus bei selbstgewählten Arbeitszeiten. Am Standort Sankt Augustin wurde nach der ersten Befragung die Kernarbeitszeit aufgehoben, sodass auch an Bürotagen ein Arbeitsbeginn nach 9:30 Uhr möglich wurde. Dies nutzten insbesondere die späten Chronotypen. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass durch die Befragung und die Präsentation der Ergebnisse das Wissen über den Zusammenhang von Chronotyp und geeignetem Schlafzeitfenster zugenommen hat.
In beiden Befragungskollektiven war der Anteil der Kurzschläfer (Zeit-im-Bett < 7 h) an Präsenztagen doppelt so hoch wie an Homeoffice-Tagen (29 % versus 14 %). Hier spielen sicherlich die Pendelzeiten eine Rolle, die bei 50 % der Befragten mehr als 30 Minuten für den einfachen Weg betragen. Die Häufigkeit von Tagesmüdigkeit war in beiden Befragungskollektiven in allen Chronotyp-Gruppen an Homeoffice-Tagen seltener als an Bürotagen. Besonders ausgeprägt war dieser Unterschied bei den späten Chronotypen und denjenigen mit mehr als 60 Minuten einfacher Wegezeit.
Die Ergebnisse liefern einen Beitrag zu Arbeitszeitmodellen, die die Schlafdauer verlängern, den sozialen Jetlag verringern und die Tagesmüdigkeit senken. Letztere stellt erwiesenermaßen ein Sicherheitsrisiko bei der Arbeit dar.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Arbeitsorganisation/-schutzmanagement, Arbeitsbedingte Erkrankungen
Schlagworte:Unfall, Arbeitszeit, Psychische Beanspruchung/Belastung
Weitere Schlagworte zum Projekt:Chronotyp, Schlafdauer, Homeoffice